Flucht 1939 Argentinien |
Döbelestr. 4 heute Foto: © Wolfram Mikuteit |
Stolperstein für Martha THANHAUSER |
Ehemann: Hans THANHAUSER, Söhne: Ernst THANHAUSER, Heinz Karl THANHAUSER, Kurt THANHAUSER
Martha Thanhauser wurde am 10.11.1886 unter dem Mädchennamen Oettinger in Riedlingen bei Biberach geboren. Sie hatte noch neun Geschwister.
Nach der Heirat mit dem Konstanzer Textilkaufmann Hans THANHAUSER im Jahr 1909 wurden die drei Söhne Ernst, Kurt und Heinz Karl geboren. Anders als Hans Thanhauser, der bereits im Dezember 1938 im KZ Dachau ein frühes Opfer des NS-Rassenwahns wurde, konnten seine Frau Martha und die drei Söhne Ernst, Kurt und Heinz Karl durch rechtzeitige Auswanderung dem Holocaust entgehen.
Die drei Thanhauser-Söhne (v.l.) Ernst, Kurt und Heinz Karl (aufgenommen um 1925 vor dem Elternhaus in Konstanz an der Döbelestr. 4)
Die Familie lebte in einer Wohnung in der Konstanzer Döbelestraße 4, während das Textilgeschäft den Standort in der Wessenbergstraße 6 hatte. Textilgeschäft Thanhauser in Konstanz, Wessenbergstr.6 (aufgenommen um 1930)
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Mutter Martha war dabei das letzte Familienmitglied, dem Anfang 1940 die rettende Flucht vor dem Zugriff der „NS-Endlösungsgehilfen“ gelang. Es war gerade noch rechtzeitig, um nicht für den Sammeltransport erfasst zu werden, mit dem die Konstanzer (und auch alle anderen Juden des Gaus Baden) im Oktober des gleichen Jahres in das französische Internierungslager Gurs deportiert wurden. Viele von ihnen wurden später in Auschwitz ermordet. Die Söhne Ernst, Kurt und Heinz Karl hatten schon früh, Mitte der 1930er Jahre, Deutschland verlassen. Weitsichtig hatten sie damals erkannt, dass sie keine sichere Lebensperspektive im NS-Deutschland haben würden. Mitte des Jahres 1939 hatten die zähen Bemühungen des mittleren Sohns Kurt, seine Mutter nach Argentinien zu holen, Erfolg: Martha Thanhauser erhielt die Einreiseerlaubnis. Ein halbes Jahr später konnte sie dann nach Buenos Aires ausreisen.
Martha Thanhauser, aufgenommen in Konstanz vor der Auswanderung nach Argentinien.
In Buenos Aires lebte sie noch viele Jahre, ehe sie am 20. September 1966 starb. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Buenos Aires beerdigt.
Recherche: Hans Seiffert Patenschaft: Petra Quintini |
Quellen: T. Engelsing, Das Jüdische Konstanz, Blütezeit und Vernichtung. Südverlag Konstanz 2015 Auskünfte Silvia Thanhauser Initiative Stolpersteine für Konstanz, Familie Thanhauser – Opfer zweier Diktaturen, www.undestino.net Jüdische Allgemeine vom 21.07.2011 (Bericht Wolfgang Kaleck), Stadtarchiv Konstanz, Archiv Rosgartenmuseum Konstanz |