1876: geb. 12.12., Krefeld 1933: "Schutzhaft", 12.07.-31.08. 1944: KZ Natzweiler-Struthof 1944: KZ Dachau 1944: KZ Mauthausen 1944: Entlassung am 20.10. |
frühere Schneckenburgstr. 23, |
Stolperstein für Hubert HORMES |
Hubert HORMES Quelle: Staatsarchiv Freiburg
Hubert Hormes wurde am 12. Dezember 1876 in Krefeld geboren. Nach dem Besuch der Volksschule machte er eine Ausbildung zum Metall-Former. Nach dem Ende seiner Ausbildung 1894 trat er der Gewerkschaft der Metaller bei. 1904 heiratete er Babette, geborene Allner. Der Ehe entsprangen 6 Kinder. 1911 bis 1914 arbeitete Hormes bei Georg Fischer (Eisenguss und Fittings) in Neuhausen (Kanton Schaffhausen). Von 1914 bis 1918 war er Soldat an der Ostfront. Nach dem Krieg bemühte er sich vergeblich um eine Arbeitserlaubnis für die Schweiz. Über Berlin und Singen kam Hormes schließlich 1919 nach Konstanz und fand Arbeit in den Rieter-Werken. 1922 starb seine erste Frau; 1932 heiratete er erneut. Hormes trat nach dem Ersten Weltkrieg in die SPD ein. Unter dem Oberbürgermeister Dr. Otto Moericke war Hormes von 1922 bis April 1933 für die SPD im Bürgerausschuss der Stadt Konstanz. Daneben hatte Hormes eine Reihe von weiteren politischen Ämtern inne. Er war Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) und des Deutschen Metallarbeiterverbandes im Ortskartell Konstanz sowie von 1924 bis 1933 Vorsitzender des Betriebsrates in den Rieter-Werken. Von 1922 bis 1933 war er Mitglied im Vorstand der Ortskrankenkasse und Vertreter beim Arbeitsgericht. In der Nazizeit hatte Hubert Hormes unter den permanenten Verleumdungen seiner Nachbarschaft zu leiden; er musste mehrere Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Vom 12. Juli bis zum 31. August 1933 wurde er in genommen. Im Zusammenhang mit dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde er erneut verhaftet. Am 13. August 1944 erging ein Geheimbefehl von Hitler an die Leitstelle der Gestapo in Berlin, dass alle früheren Reichstags-, Landtags- und Stadtverordneten sowie ehemalige Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre in den frühen Morgenstunden des 22. August festzunehmen seien. Bei dieser sogenannten "Aktion Gitter" wurden ca. 5000 Personen verhaftet. Die Verhafteten selbst sprachen von der „Aktion Himmler“, da ihnen der Name des Geheimbefehls natürlich nicht bekannt war. Auch in der Bodenseeregion gab es zahlreiche Festnahmen, in Singen allein wurden 16 Männer verhaftet. Unter den Festgenommenen in Konstanz waren, soweit bekannt, neben Hormes noch seine beiden Parteifreunde Wilhelm Schroff und Karl Großhans sowie Anton Wahl von der KPD. Am 23. August wurden sie in das -Struthof im Elsass eingeliefert. Hormes hatte die Häftlingsnummer 23315. KZ Natzweiler-Struthof Quelle: Holocaust Memorial Museum, Washington
KZ Natzweiler-Struthof Quelle: Holocaust Memorial Museum, Washington |
Das KZ Natzweiler-Struthof, etwa 60 km südwestlich von Straßburg, in den Vogesen war das einzige KZ auf französischem Boden. Es wurde im Mai 1941 auf dem Anwesen der von der SS beschlagnahmten Herberge „Le Struthof“ eröffnet. Hinzu kam ein Netz von 70 Außenlagern beiderseits des Rheins. Die ca. 52.000 Häftlinge aus 31 Nationen, darunter viele französische Widerstandskämpfer, wurden zumeist in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Im Laufe seines Bestehens entwickelte sich das KZ Natzweiler-Struthof immer mehr vom Arbeits- zum Todeslager. Es wurde auch für medizinische Experimente genutzt, in vielen Fällen mit tödlichem Ausgang. Insgesamt fielen etwa 22.000 KZ-Häftlinge Hunger und Krankheit und Mord zum Opfer. Im September 1944 gab das NS-Regime das Hauptlager auf, viele Außenlager bestanden aber weiter.
Am 06. September 1944 wurde Hormes in das und von dort am 14. September 1944 in das verlegt, wo er die Häftlingsnummer 98256 hatte. Am 30. Oktober 1944 wurde Hormes wieder auf freien Fuß gesetzt und kehrte nach Konstanz zurück. Dass der 68jährige Hormes das KZ Mauthausen überlebt hat, grenzt an ein Wunder. Denn von den dort ca. 200.000 Inhaftierten starb etwa die Hälfte der Häftlinge an Folter, Unterernährung oder durch die schwere Arbeit im berüchtigten Steinbruch.
KZ Mauthausen, "Todesstiege" Über diesen steilen Anstieg mussten die Häftlinge Granitblöcke tragen. Die Stufen waren zur Zeit des Konzentrationslagers willkürlich aneinandergereihte, ungleich große Felsbrocken der verschiedensten Formen. Die oft einen halben Meter hohen Felsbrocken erforderten beim Steigen größte Kraftanstrengung. Die SS vergnügte sich unter anderem damit, die letzten Reihen einer abwärts gehenden Kolonne durch Fußtritte und Kolbenhiebe zum Ausgleiten zu bringen, sodass sie im Sturz, ihre Vordermänner mitreißend, in einem wüsten Haufen die Stufen hinunterkollerten.
Quelle: Bundesarchiv, Bild 192-269
Hubert Hormes war 3 Monate und 26 Tage inhaftiert. Nach seiner Freilassung arbeitete er bei der städtischen Müllabfuhr.
Nach dem Krieg engagierte sich Hormes erneut in der Gewerkschaftsbewegung. Als am 15.11.1945 in Konstanz die Gewerkschaft der Metallarbeiter neu gegründet wurde, wurde Hubert Hormes zum 1. Vorsitzenden gewählt. 1967 wurde Hormes für seine 75jährige Mitgliedschaft in der IG Metall in Konstanz geehrt.
Zeitungsartikel "Südkurier", 23.11.1968:
Hubert Hormes starb hoch betagt im Alter von 94 Jahren am 13.10.1970 in Konstanz.
Recherche: Uwe Brügmann Patenschaft: Claus und Ursula Englert |
Quellen: Staatsarchiv Freiburg, Antrag auf Haftentschädigung, Signatur F 196/1, 1066 Kurzer biografischer Abriss im Südkurier vom 23.11.1968 Todesanzeige im Südkurier vom 20.10.1970 ITS Arolsen, Auskunft vom 28.02.2014 Porzig, Max, Schulung. Ein Tatsachenbericht aus d. Konzentrationslagern Natzweiler, Dachau, Alach [sic]. Singen 1945 |