Please enable JavaScript to view this site.

Stolpersteine Konstanz

Navigation: Steine nach Strassen

Friedrich HELD,  1904 - 1957

Themen Zurück Top Vor Menü

geb. 26.9.1904, Konstanz

VERHAFTET 1935

FLUCHT 1936 SPANIEN

INT. BRIGADE THÄLMANN

1938 FRANKREICH

INTERNIERT DREUX

DEPORTIERT 1943

SACHSENHAUSEN

BEFREIT

 

Bild grösser: anklicken

Brückengasse
heute (Juli 2016)

Foto: © Wolfram  Mikuteit
 

Das Haus Brückengasse 18 gibt es nicht mehr.  An der Ecke des Hauses Nr. 14 (im Bild) befand sich früher ein Durchgang  zum Haus Brückengasse 18  

Bild grösser: anklicken

Stolperstein für Friedrich HELD
verlegt am 03.07.2016

Nachforschungen ergaben: Der Internierungsort war DREUX (nicht Drancy)

 

Friedrich Held wurde am 26.09.1904 in Konstanz geboren und ging hier auch zur Volksschule.

held_foto

Passfoto Friedrich HELD, ca. 1945
Quelle:  Bundesarchiv Berlin

 

Seine Eltern waren  Karl und  Frieda Maria, geb. Brendlin. Seine Mutter war gelernte Damenschnei­derin. Held hatte einen Bruder namens Kurt Theodor, der 1942 gefallen ist, und eine Zwillingsschwester mit Namen Selma Maria.

In der Familie herrschte eine liberale Gesinnung, da sein Vater Mitglied der Demokratischen Partei war. Dieser hatte in der Konstanzer Altstadt ein Geschäft für Schuh­macherbedarf, also für Leder und Werkzeu­ge.

Friedrich Held beschrieb sich selbst als einen geselli­gen und lebensfrohen Menschen. Nach der Volks­schule erlernte er in Konstanz bei der Firma Riedmüller das Schlosserhandwerk. In den Jahren 1923 bis 1925 war er auf der Walz. Unter anderem machte er in Hamburg Station, wo er als Kesselschmied auf der Bloom & Voss Werft arbeitete.

Held war Mitglied mehrerer sozialdemokratischer Orga­ni­sationen: 1920 trat er dem Arbeiterturnverein „Bahn frei“ in Konstanz bei, 1922 oder 1923 wurde er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ).

1923 trat er in die SPD ein, hatte aber keine Funktionen in der Partei; als SPD-Mitglied war er automatisch auch Mitglied im „Reichsbanner Schwarz Rot Gold“, wo er sich als Jugendleiter engagierte. Außerdem war Held mehrere Jahre Mitglied der Metall­arbeitergewerkschaft.

Vergrössern: Bild anklicken

Bescheinigung der SPD Konstanz von 1950 über die Partei-Mitgliedschaft von Friedrich HELD

Quelle:  Bundesarchiv Berlin

 

Von seinen Genossen wurde er als „roter SPD-Hund“ bezeichnet, was ein bezeichnendes Licht auf seine poli­tische Gesinnung wirft. Von Parteimitgliedern wie z.B. Karl Großhans, dem ehemaligen Landtags­abge­ordneten der SPD, wurde er als Querulant beschrie­ben. Er selbst sagte allerdings von sich, dass er auf Partei­versammlungen immer einen „sozialistischen Standpunkt“ vertreten habe. Nach dem Tod seines Vaters 1925 übernahm er zusammen mit seiner Mutter das Geschäft in der Brückengasse.

Im Oktober 1930 heiratete er Irma Lina, geb. Lohrer. Das Ehepaar hatte eine Tochter namens Irma, geb. am 4.4.1932. Seine Ehe währte nur kurz, da seine Frau bereits zwei Tage nach der Geburt der Tochter am 6.4.1932 an Kindbettfieber verstarb.
 
Nach der Machtübernahme blieb Held von den Nazis zunächst unbehelligt. Sein Hang zu Spott und Kritik brachte ihn jedoch bald in Konflikt mit den neuen Machthabern. Im November 1934 provozierte er in der Gastwirtschaft „Bürgerbräu“ in der Zollernstraße die Gäste, indem er den Anfang der „Internationale“, das Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung, wohl­gemerkt, nicht sang, sondern rezitierte: "Völker hört die Signale." Darauf wurde er von einem anwesenden SA-Mann bei der Gestapo angezeigt. In den staats­anwaltlichen Ermittlungen hieß es in Bezug auf Held: „Der Angeschuldigte ist allgemein dafür bekannt, dass er auch nach der nationalen Erhebung staats­feind­liche und kommunistische Äußerungen in Konstanz und Umgebung gebraucht hat."

Im Juli 1935 machte er sich in einer anderen Wirt­schaft über den Gauleiter der NSDAP von Baden, gemeint war Robert Wagner, lustig, indem er diesen als „Gaul-Leiter“ bezeichnete.

Am 6. August 1935 wurde Held in "Schutzhaft" genommen. Mehr als vier Monate später, am 9. Dezember 1935, wurde ihm vor dem Sondergericht  für den Oberlandes­gerichtsbezirk Karlsruhe in Mann­heim der Prozess gemacht. Das Gericht sprach ihn vom Vorwurf der kommunistischen Propaganda jedoch frei, da ihm nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte, dass er den Satz aus der Internationale im kommu­nistischen Sinne gebraucht habe. Held hatte nämlich behauptet, er habe den Satz im national­sozia­lis­ti­schen Sinne gebraucht, d.h., die Völker sollten auf die Signale von Adolf Hitler hören.

 

Vergrössern: Bild anklicken

Karteikarte Friedrich Held der Gestapo Neustadt/Weinstraße Quelle: Landesarchiv Speyer

Die Gestapo Neustadt/Weinstraße legte über 60.000 Karteikarten von NS-Gegnern an. Über diese Karteikarten konnten die Beamten auf schon existierende Akten zugreifen oder wenigstens auf einige personale Grunddaten von NS-Gegnern

 

Mitte November 1936 äußerte sich Held erneut abfällig über das NS-Regime. In einer Stehwein­schenke sagte er: „Goebbels ist das größte Arschloch, das in Deutsch­land herumläuft." Daraufhin wurde er prompt von einem anwesenden SS-Mann angezeigt.

Aus Angst vor einer Festnahme und Anklage nach dem Heimtückegesetz (Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen vom 20. Dezember 1934) flüchtete Held am 24. November 1936 ohne gültigen Reisepass oder Dauerpassierschein über die grüne Grenze in die Schweiz. Seine Flucht war in Konstanz Tages­gespräch, so erinnerte sich Karl Großhans, Landtags­abgeordneter und sozialdemokratisches Urgestein von Konstanz.

Held war offenbar nicht der einzige Konstanzer, der nach Spanien ging, um die spanische Republik zu unterstützen. Nach Ermittlungen der Polizei im Grenzgebiet befanden sich damals in Konstanz und Radolfzell „Werbestellen für Freiwillige nach Rot­spanien“. Der Konstanzer Kommunist Alfons Beck erinnerte sich: „Da wurden eine Menge Leute für das Bataillon Thälmann im Spanienkrieg geworben. Von Herosé …, wo ich arbeitete, waren allein drei, die sich gemeldet hatten.“ Beck selbst hat Männern, die nach Spanien wollten, nach eigener Aussage den illegalen Grenzübertritt in die Schweiz ermöglicht. Bekannt ist, dass auch der aus Konstanz-Wollmatingen stammen­de Jakob Stoll in Spanien kämpfte.
 
In Basel ließ sich Held einen Emigrantenpass aus­stellen. Er blieb einige Tage in der Schweiz, hielt sich kurz in Kreuzlingen und Zürich auf, wo er eine Bekannte traf, und ging dann über die grüne Grenze nach Frankreich.

Von Belfort schlug er sich nach Barcelona durch, wo er am 13.12.1936 ankam. In Figueres in der Provinz Gerona unterschrieb er eine Verpflichtung für die Internationalen Brigaden. Der Norden Spaniens wurde zu dieser Zeit noch von der legitimen republi­kanischen Regierung kontrolliert, gegen die im Juli 1936 der faschistische General Franco geputscht hatte.

 

Von Figueres wurde er mit 30 anderen Männern aus verschiedenen Nationen nach Albacete gebracht, wo das Bataillon Thälmann aufgestellt wurde. Das Bataillon Thälmann (spanisch: "Centuria"; es gab auch eine "Grupo Thälmann") war der Kern der XI. Inter­nationalen Brigade, in der Hunderte deutsche, öster­reichische und schweizerische Kommunisten und Sozialdemokra­ten gegen die spanischen Faschisten kämpften.

Mit dem Eintritt in die Internationalen Brigaden hatte Held sich verpflichtet, bis zum Ende des Krieges für die Spanische Republik Militärdienst zu leisten.

Flagge_der_Internationalen_Brigaden

Flagge der Internationalen Brigaden

 

 

Von Albacete wurde Held dann weiter nach La Rozas bei Madrid abkommandiert, wo er zum Motorradfahrer ausgebildet wurde. Nach einem Motorradunfall und Genesung im Universitätskrankenhaus von Murcia schrieb Held im Februar 1937 einen Brief an eine Bekannte in Konstanz. Dem Brief war ein gedrucktes Gedicht beigelegt, das treffend seine politische Stimmungslage charakterisiert.

Dieses Gedicht war in „Pasaremos“ vom 2. April 1937 abgedruckt. »Pasaremos« war die Zeitschrift der XI. Internationalen Brigade mit einer Auflage von 2.000 Exemplaren. Im Spanischen Bürgerkrieg hatte jede Division, jede Brigade, jedes Bataillon eigene Zeitschriften und Zeitungen. Das galt auch für die Internationalen Brigaden.

 

Der Traum
von G. H. (Verfasser unbekannt)                                        
Ich stand im Graben
In der Hand das Gewehr
Die Welt so dunkel, die Augen so schwer
so silbern das fahle Mondeslicht
Ich sah dieselben Berge nicht.
Tannen reckten sich steil und groß
Grün der Boden, weich das Moos
Kühe weiden ruhig im Gras
Ein Duft so würzig nach Tannenass.
Und weiter sah ich die Schlote ragen
die Schlepper schwere Lasten tragen
Fabriken, Eisenbahnspuren.
Riesenstädte, Wälder, Seen und Fluren
Und alles war mir so vertraut
Ich habe im Traume Deutschland geschaut.

Doch da auf einmal ein Heulen und Krachen
Lässt jäh aus dem Schlaf mich erwachen.
Granaten, von den Faschisten gesandt.
Ein „Gruß“ vom deutschen Heimatland.
Fort war der Schlaf, die Augen klar
Träum nicht zurück, was war, das war
Die Knarre fester in die Hand
Den Blick der Zukunft zugewandt
es gibt kein Zurück, es gibt kein Säumen
Einst brauchen wir nicht mehr von Deutschland zu träumen.
Dann werden wir, gestählt im Krieg
Mit der deutschen Volksfront stürmen zum Sieg.
Sei stolz du Jugend von Gefahren umstellt
Du drehst am ehernen Rad der Welt
Mit dir beginnt die neue Zeit
Von Glück, Frieden und Volksfreiheit.

Bild grösser: anklicken

Universitätshospital der Internationalen Brigaden in Murcia, in dem Friedrich HELD 1937 nach einem Motorradunfall behandelt wurde.

Quelle: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). Spanienarchiv.

 

Bis zum Sommer 1938 war Held im Bataillon Thälmann bei den Kämpfen um Madrid eingesetzt.

Wie es scheint, war Held dem Krieg und den Anfor­derungen bzw. Erwartungen der Internationalen Brigaden nicht gewachsen. Held hatte keinerlei mili­tärische Erfahrung, da er wegen seines jugendlichen Alters im Ersten Weltkrieg nicht eingezogen wurde. Nach Berichten des kommunistischen Geheimdienstes der Internationalen Brigaden SIM (Servicio de Investigación Militar) versuchte Held zweimal, im August und Oktober 1937, zu desertieren. Auch Gustav Szinda, zeitweise Kommandant des Bataillon Thälmanns, Chef der Spionageabwehr der Inter­nationalen Brigaden und seit 1938 Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE), beschrieb Held  als „schlechten Soldaten und verdächtiges  unzuverlässiges Element", der „in ein Strafbataillon zur Erziehung überwiesen wurde.“ Dieses Strafbataillon für Deserteure und Problemfälle, in das Held im Oktober 1937 zwangsweise versetzt wurde, war im Campo Lukacz in der Nähe von Alba­cete stationiert. Die Interbrigadisten dieses Straf­bataillons wurden überwiegend für Befesti­gungs­arbei­ten eingesetzt. Die Internationalen Brigaden hatten eigene Gefängnisse und Umer­ziehungslager, aber keine eigene militärische Gerichtsbarkeit. Auch für sie galt die Militär­gerichtsbarkeit der republikanischen Armee.  

Auf Grund der dürftigen Quellenlage ist nicht klar, ob Held wegen seiner unzuverlässigen Haltung aus Spanien ausgewiesen wurde, was häufig in Fällen von Disziplinlosigkeit bzw. Desertation geschah, ob er aus Gesundheitsgründen legal mit Einverständnis seines militärischen Vorgesetzten Spanien verlassen oder ob er sich einfach eigenmächtig nach Frankreich abge­setzt hat. Mitte des Jahres 1938 war Held jedenfalls in Paris und erhielt die Unterstützung eines inter­nationa­len Spanienkomitees. Hier traf er einen alten Bekannten aus Konstanz, den ehemaligen SPD-Stadt­rat und emigrierten Rechtsanwalt Hans Venedey.

Vergrössern: Bild anklicken

Der Konstanzer Rechtsanwalt Hans VENEDEY bestätigt für ein "Wiedergutmachungs"-Verfahren, dass er Fritz HELD als Spanienkämpfer kannte.

Quelle:  Bundesarchiv Berlin

 

Mit Kriegsausbruch, im Mai 1940, wurden beide im Lager Dreux bei Paris interniert. Hier trennten sich ihre Wege: Held wurde in das Lager Tence bei Le Puy verlegt, Venedey in das Lager Villerbon bei Blois. Beide Lager befanden sich in der unbesetzten Zone Frankreichs, die der Vichy-Regierung unterstand, die mit den Nazis zusammenarbeitete.

Von Mai 1940 bis Anfang März 1941 war Held dann im Lager interniert. Hier war auch der Konstanzer Jakob STOLL interniert, der ebenfalls in Spanien war und der der illegalen Lagerleitung angehörte. Es ist anzunehmen, dass sich Stoll und Held im Lager Gurs auch persönlich begegnet sind.

Nach Gurs wurden bekanntlich im Oktober 1940 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland deportiert, darunter auch 108 Konstanzer Juden. In Gurs meldete sich Held wie viele andere deutsche Emigranten zur Fremdenlegion, in der Hoffnung, dem Lagerleben zu entgehen und nicht an die Deutschen ausgeliefert zu werden. Er wurde aber nicht angenommen.

Den Behörden in Deutschland blieb natürlich nicht verborgen, dass Held sich nach Frankreich und Spanien abgesetzt hatte. Am 26.1.1939 wurde Friedrich Held gemäß Bekanntmachung im „Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger“, Nr. 24 vom 28.1.1939, ausgebürgert. Er war jetzt staa­tenlos.

Die Vichy-Regierung hatte ein Interesse daran, die emigrierten Ausländer in ihrem Herrschaftsgebiet als Arbeitskräfte einzusetzen. Durch ein entsprechendes Dekret vom 27.9.1940 wurden ehemalige Spanien­kämpfer und emigrierte Ausländer verpflichtet, sich in Arbeitsbrigaden, sogenannten „Groupements de Travailleurs (GTE)", registrieren zu lassen. Die Mitglieder dieser Arbeitsbrigaden hießen auf Franzö­sisch prestataires, auf Deutsch Prästatäre. Die Prästa­täre arbeiteten entweder am Bau von National­straßen oder im Forstwesen und in der Landwirt­schaft und wurden vom Staat  bezahlt. Auch Held wurde einer GTE-Einheit zugeteilt und arbeitete bei einem Bauern in Busset nahe der Stadt Vichy. Sein Lohn entsprach dem Tagessold eines französischen Solda­ten.

Als im November 1942 die sogenannte Freie Zone Frankreichs von den Deutschen besetzt wurde, geriet Held schnell ins Visier der Gestapo in Montauban (Departement Tarn-et-Garonne). Im Februar 1943 wurde er verhaftet und in den Lagern Argelès, Le Vernet, Mirande und Catus interniert.

Anfang April wurde Held über Paris, Neustadt/Wein­straße und Trier nach Berlin in das Gefängnis Alt-Moabit überstellt. Im Mai 1943 wurde vor dem Volksgerichtshof in Berlin gegen Held verhandelt. Da er aber schon 1939 ausgebürgert worden sei, habe er durch seinen Arbeitseinsatz in der französischen GTE objektiv nicht gegen deutsche Interessen verstoßen. Er wurde freigesprochen, aber durch richterlichen Geheimbeschluss vom 5. Juni 1943 an die Gestapo ausgeliefert.

Held blieb noch einige Monate in Berlin inhaftiert, ehe er am 23.11.1943 in das überstellt wurde. Er hatte die Häftlingsnummer 71838. Im KZ war er sowohl Minenräumkommandos als auch Arbeits­kommandos zugeteilt, die Raupenschlepper und Panzer reparierten. Die schwere Arbeit und mehrfache Folterungen setzten seiner Gesundheit und Psyche schwer zu und er magerte bis auf 41 kg ab.

Als die russische Front 1945 näher rückte, begann die SS das Lager in den Morgenstunden des 21. April zu räumen. 33.000 Häftlinge wurden auf den Todes­marsch Richtung Norden geschickt. Viele der Häftlinge, die 20 bis 40 km am Tag marschieren mussten, überstanden die Strapazen nicht und starben bei nasskaltem Wetter an Erschöpfung oder wurden von der SS-Begleitmannschaft erschossen. Held hatte Glück, er überlebte den Todesmarsch.

 

Vergrössern: Bild anklicken

"Entlassen [aus dem KZ Sachsenhausen] Mai 1945": In Wirklichkeit wurde er nach dem Überstehen eines Todesmarschs von der der Roten Armee befreit.
 
(Aus der Akte Friedrich Held im Zuge seines "Wiedergutmachungs"-Verfahrens, 1946)

Quelle:  Bundesarchiv Berlin

 

Es dauerte einige Monate, bis Held am 20. August 1945 in seiner Heimatstadt Konstanz eintraf.

Gesundheitlich schwer angeschlagen, war er ein gebrochener Mann und fand in das bürgerliche Leben nicht zurück. Er war 100 % arbeitsunfähig und wurde zum Alko­holiker. Er wohnte wieder, wie vor dem Krieg, bei seiner über 70jährigen Mutter. Er versäum­te wichtige behördliche Termine wie z.B. den Antrag auf eine Beschädigtenrente.

 

1952/1953 war er ein halbes Jahr in einer Trinker­heilstätte bei Darmstadt. Held war völlig mittellos; 1954 zahlte ihm die Stadt Konstanz die Fahrtkosten nach Freiburg für eine Untersuchung in der Universi­tätsklinik.

 

Vergrössern: Bild anklicken

1948: Fritz HELD erklärt, er sei Spanienkämpfer gewesen.
Dies wird durch die "Badische Landesstelle für die Betreuung der Opfer des Nationalsozialismus" bestätigt.
Die Unterschrift im Stempel ist von Jakob STOLL.

Quelle:  Bundesarchiv Berlin

 

Und verbittert war Held auch. In einem Schreiben an das Landesamt für Wiedergutmachung Freiburg vom Dezember 1953 hieß es: „Ich möchte Sie nicht fragen, wie viele von meinen Leidensgenossen schon den Weg allen Fleisches gegangen sind, ohne ihre Wieder­gut­machung durch das Gesetz erhalten zu haben." Und in einem anderen Schreiben vom Oktober 1956 hieß es: „Wir sind die Märtyrer unseres Volkes, gebt uns den Lohn für unsere Heldentaten. Wieder­gut­machung schon bei Lebenszeiten."

 

 

 
 
Genau an seinem Todestag, am 28.1.1957, erhielt Friedrich Held seinen Rentenbescheid über 100 DM monatlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Recherche:  Uwe Brügmann

Patenschaft: Vera Hemm

Quellen:

Staatsarchiv Freiburg: Entschädigungsakten Held, F 196/1, 1615, F 166/3, 4425

Bundesarchiv Berlin: Akten R 3001/102542, R 3017/2970

Landesarchiv Speyer, Stadtarchiv Konstanz. ITS Arolsen, Archiv KZ Sachsenhausen