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Stolpersteine Konstanz

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Schwester Brigitte HILBERLING,   1896 – 1985

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Geb. 23.11.1898, Stettin

 

DOMINIKANERINNENKLOSTER
ZOFFINGEN

VERHAFTET 14.1.1944

„WEHRKRAFTZERSETZUNG“

GEFÄNGNIS BERLIN

 

BEFREIT 27.4.1945

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Brückengasse 15 heute
(2019)

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Stolperstein für
Schwester Brigitte HILBERLING
verlegt am 1.11.2019

 

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Schwester Brigitte HILBERLING, O.P.

Foto: privat

 

Brigitte Hilberling wurde am 23.11.1898 in Stettin geboren. Ihr Vater war Apotheker, ihre Mutter Meta, geb. Friedländer, entstammte einer jüdischen Familie. 1917 machte sie Abitur und studierte danach Deutsch, Geschichte, Latein und Archäologie in Berlin und Freiburg.

1921 konvertierte sie in Freiburg vom evangelischen zum katholischen Glauben. 1922 promovierte sie mit einer Arbeit über Gottfried Keller zum Dr. phil.

1925 legte sie das Staatsexamen für das höhere Lehramt ab. 1926 trat sie in Konstanz in das Dominikanerinnen-Kloster Zoffingen ein. 1926 wurde sie Lehrerin am Progymnasium Zoffingen. 1929 legte sie ihre ersten Gelübde ab.

 

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Kloster Zoffingen, Konstanz, Innenhof

 

Von 1931 bis 1933 unterrichtete sie in Karlsruhe am privaten katholischen Mädchengymnasium St. Dominikus. 1935 wurde sie wegen ihrer jüdischen Vorfahren von den Nazis vom Schuldienst suspendiert und erhielt Publikationsverbot.

Als Markstein in den Jahren der Unterdrückung empfand sie den Reichsparteitag der Nazis von 1935 mit der Verkündigung der Nürnberger Rassegesetze. „Allmählich machten die tiefer Blickenden sich Gedanken“, notierte sie.  Sie zog sich ins Kloster zurück, betrieb theologische Studien und gab Privatstunden. 1941 erhielt sie von ihren Ordens­oberen die Erlaubnis, nach Freiburg zu gehen und ihre Studien zur europäischen Kirchengeschichte fortzusetzen. Im Auftrag des erzbischöflichen Ordinariats Freiburg betreute sie ab 1942 junge Männer und Frauen seelsorgerisch in Südbaden. Sie scharte einen Kreis interessierter junger Menschen um sich, die an religiösen Fragen interessiert waren.

Am 3. Dez. 1943 führte sie ein Gespräch mit einer jungen Medizinstudentin und  sprach darin von der unauslöschlichen Schuld der Nazis angesichts der Morde in Polen und an den Juden. Eine Medizin­studentin zeigte Hilberling bei der Gestapo an. Ein Student, den sie von der Seelsorgearbeit her kannte, brachte unmittelbar nach ihrer Verhaftung belas­tendes Material aus ihrer Wohnung ins erzbischöfliche Ordinariat, um es vor dem Zugriff der Gestapo in Sicherheit zu bringen.

Am 14.1.1944 wurde Brigitte Hilberling verhaftet. Am 19.1.1944 empfahl der Chef der Gestapo Karlsruhe dem Reichssicherheitshauptamt, der obersten Polizeibehörde im Reich: „Ich halte die Einweisung der Ordensschwester Brigitte Hilberling in ein Konzentrationslager nach Durchführung eines Strafverfahrens für erforderlich und bitte um weitere Weisungen.“

Im Juli 1944 wurde Brigitte Hilberling nach Berlin überführt. Am 27. Oktober 1944 fand die erste Verhandlung vor dem Volksgerichtshof statt. Da die Belastungszeugin, die Medizinstudentin, nicht erschien, wurde der Prozess vertagt. Als die Belastungszeugin auch am 17. April 1945 nicht erschien, wurde der Prozess vertagt.

Brigitte Hilberling wurde in das Frauengefängnis in der Barnimstraße eingeliefert, wo sie von einem katholischen Geistlichen betreut wurde. Als das Gefängnis bombardiert wurde, wurden die Gefangenen im Keller zwischen Kohlen, die als Klosett benutzt wurden, und Ratten gefangen gehalten.

Am 27. April wurde Brigitte Hilberling von der Roten Armee befreit. Sie war mehr als 15 Monate in Haft in sechs verschiedenen Strafanstalten, davon neun Monate in Einzelhaft.

Nach ihrer Entlassung fand sie zunächst Unterschlupf bei Verwandten in Berlin-Zehlendorf. Am 12. Oktober 1945 kehrte sie zurück nach Konstanz. Von 1956 bis 1959 leitete sie die Frauenfachschule des Klosters Zoffingen.

Brigitte Hilberling starb am 4. Sept. 1985 in Konstanz.

 

 

 

Recherche: Uwe Brügmann

Patenschaft: Dominikanerinnenkloster Zoffingen

Quellen:

Gisela Brodesser: Dr. phil. Maria Brigitte Hilberling O.P in: Widerstand gegen die Judenverfolgung, Hrsg. von Michael Kißener. Konstanz: UVK 1996, S.105 - 126