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Stolpersteine Konstanz

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Hermann DREHER, 1887 - 1956

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geb. 4. April 1887

ZEUGE JEHOVAS

VERHAFTET 1936

GEFÄNGNIS FREIBURG

1940 SACHSENHAUSEN

DACHAU, BUCHENWALD

BEFREIT

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Alemannenstr. 9
heute (2017)

 
Foto: © Wolfram Mikuteit

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Stolperstein für Hermann DREHER
verlegt am 03.05.2017

 

Hermann Dreher wurde am 4. April 1887 in Sigma­ringen geboren. Seine Eltern waren Tagelöhner. Bis 1901 besuchte er die Volksschule und machte anschließend in Metzingen eine Ausbildung zum Maler, erreichte jedoch keine beruflichen Abschlüsse.

 

Seit 1904 war Hermann Dreher in Konstanz bei verschiedenen Malermeistern tätig, und wohnte in der Elsässerstraße 9. Hermann Dreher diente als Soldat im Ersten Weltkrieg. Am 6. November 1915 heiratete er Emilie Assfahl.

Er gehörte keiner politischen Partei oder Organisation an, war politisch nicht aktiv und ist vor 1933 selten zu Wahlen gegangen.

 

1922 trat Hermann Dreher aus der katholischen Kirche aus und schloss sich bis etwa 1929 oder 1930 dem Deutschen Freidenker-Bund an. Daneben besuchte er öffentliche Veranstaltungen oder Versamm­lungen der "Ernsten Bibelforscher". Seit etwa 1930 war er als getaufter Zeuge Jehovas überzeugter Anhänger der Sekte, bis 1936 betätigte er sich aber nicht öffentlich.

 

Im Mai 1936 beteiligte sich Hermann Dreher an der Verbreitung von Schriften auf der Höri und im Linzgau. Zum Zeitpunkt der Machtergreifung war bei der Stadt Konstanz im Tiefbauamt beschäftigt und Mitglied der Deutschen Arbeitsfront. 1936 wurde Hermann Dreher wegen Verweigerung des Hitler­grußes entlassen. Er verweigerte den Gruß jedoch nicht, weil er staatsfeindlich eingestellt war, sondern weil es ihm seine religiöse Überzeugung verbot.

 

Vom 3. bis 10. Februar 1936 war Hermann Dreher in Konstanz in "Schutzhaft" und vom 18. bis 26. Mai in Unter­suchungshaft. Am 27. Juli 1936 hatte er zusammen mit Paulina Hofmaier, Johann Peter Junker, Anna Luise Meissner, Eugen Schwab, Luise Wilderer vor dem Sondergericht Mannheim einen Prozess wegen Verbreitung und Vorrätighaltens von Druckschriften der „Ernsten Bibelforscher“. Hermann Dreher wurde zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt, die er in Freiburg verbüßte. Danach betätigte er sich nicht mehr für die "Ernsten Bibelforscher".

 

Ab 9. November 1937 war er einen Monat in Haft wegen angeblichen Besitzes einer Druckschrift, das Verfah­ren wurde nach einer Verwarnung jedoch eingestellt.

Am 12. Dezember 1939 wurde er erneut verhaftet und saß im Gefängnis Konstanz. Diese Verhaftung lief gleichzeitig zur Verhaftung der Frauengruppe Irma und Luise Wilderer, Maria Schwenk und Anna Schau­mann. Die Frauen wurden ohne Gerichts­verfahren Ende April 1940 in das KZ Ravensbrück überführt, Hermann Dreher ohne Gerichts­verfahren in das .

 

Dort verblieb er bis zum 28. September 1940, anschließend wurde Hermann Dreher in das überführt, wo er bis zum 4. Juli 1941 inhaftiert war.

 

Von dort kam er in das , wo er bis zum Kriegsende inhaftiert blieb. Die Befreiung des KZ Buchenwald erfolgte am 11. April 1945, er blieb jedoch bis zum 27. Mai 1945 in Buchenwald.

 

Er kehrte anschließend nach Konstanz in die Wohnung in der Elsässerstraße 9 zurück. Auf Weisung der fran­zösischen Besatzungs­macht wurde die Elsäs­ser­­straße in Alemannenstraße umbenannt. Das Tief­bau­amt stellte Hermann Dreher 1946 wieder ein, und im Jahr 1950 erhielt er für 73 Monate Haft eine Entschädigung.

 

 

Ob er nach dem Krieg noch zu den Zeugen Jehovas gehörte, ist nicht bekannt.

Hermann Dreher verstarb am 5. Mai 1956 in Konstanz.


 

Aus der Ehe mit Emilie, geb. Assfahl, gingen drei Kinder hervor:

Max Hermann, geb. 5.10.1919, verstorben 1936

Werner, geb. 10.6.1922, ab 1941 Soldat, russische Kriegsgefangenschaft.

Elfriede Emilia, geb. 13.2.1924, 1944 Heirat mit Fritz Schröder.

Der Sohn Werner heiratet 1951 Gertrud Odenweller. Sie bekommen zwei Söhne:

Hermann, geb. 5.9.1953

Ludwig, geb. 8.4.1955

 

In den Unterlagen der Konstanzer Gemeinde der Zeugen Jehovas wird für 1999 ein Enkel, Hansjörg Zürcher, Seestraße 27, in Konstanz erwähnt.

 

 

 

Recherche: Dr. Arnulf Moser

Patenschaft: Hans-Dieter Schmidt, Konstanz

Quellen:

Generallandesarchiv Karlsruhe, Bestand 507 (Sondergericht Mannheim), Bde. 1954, 1959, 1961 und 7456

Staatsarchiv Freiburg, F 196/1 (Entschädigungsakten), Bd.701

Stadtarchiv Konstanz: Registratur Einwohnermeldeamt