geb.: 7.10.1901 in Konstanz Kaufmann 11.11.1938 einige Wochen im KZ Dachau 22.10.1940 deportiert nach Gurs / Frankreich, ab März 1941 Lager Rivesaltes. 14.9.1942 deportiert nach Drancy, von dort am 16.9.1942 nach Auschwitz. Ermordet am 18.9.1942 in Auschwitz |
Schützenstraße 16 heute |
Stolperstein für Simon Alexander, |
Geschwister: Anna, verh. Jaari (überlebt) Sigmund (Exil, überlebt); Albert Alexander; Josef (Exil, überlebt),
Ehefrau: Nelly ALEXANDER, Tochter: Ruth ALEXANDER
Simon ALEXANDER wurde am 7. Oktober 1901 in Konstanz geboren. Simon ALEXANDER, mit Ehefrau Nelly ALEXANDER Quelle: privat
Seit Mitte der 20er Jahre arbeitete er in Kreuzlingen / Schweiz bei der Korsettfabrik Gebr. Schwarz, er war also Grenzgänger. In erster Ehe war er mit Annie, geb. Randal, verheiratet. Das Ehepaar hatte einen Sohn namens Gerald. Nach der Scheidung 1931 emigrierten Mutter und Sohn nach Großbritannien. 1936 heiratete Simon Alexander erneut, diesmal Nelly, geb. Schatz. Am 17. März 1937 kam ihre Tochter Ruth Alexander zur Welt.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme bemühte er sich vergeblich, mit seiner Familie in die Schweiz zu übersiedeln. Seine diesbezüglichen Anträge wurden mehrmals abgelehnt.
Nach der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 wurde Simon Alexander am 11. November verhaftet und in das eingeliefert. Er teilte damit das Schicksal von etwa 60 andere Konstanzer Juden, die nach der Pogromnacht ebenfalls als sogenannte „Funktionshäftlinge“ mehrere Wochen im KZ Dachau inhaftiert waren. Am 5. Dezember 1938 wurde Simon Alexander entlassen und durfte nach Konstanz zu seiner Familie zurückkehren. |
Am 22. Oktober 1940 wurde die Familie Alexander zusammen mit 108 anderen Konstanzer Juden nach deportiert. Im März 1941 wurden alle Familien von Gurs, darunter auch die Familie Alexander, in das neu gegründete Lager gebracht.
Rivesaltes liegt am Fuße der Pyrenäen und etwa 430 Km von Gurs entfernt. Auf einem wüstenartigen Plateau gelegen, war Rivesaltes im Sommer der erdrückenden Mittelmeersonne und im Winter dem eisigen Tramontana-Wind ausgesetzt. Eine spezielle Regelung sah ein Besuchsrecht unter den Familienmitgliedern und gemeinsame Mahlzeiten der Familien vor. Diese Regelungen wurden allerdings im Laufe der Zeit stark eingeschränkt. Die schlechte Nahrungsversorgung und fehlende Hygiene im Lager führten frühzeitig zum Ausbruch von Epidemien.
Im Frühjahr 1942 gelang es den Ruths Eltern, ihre kleine Tochter in einem Kinderheim der jüdischen Hilfsorganisation OSE (Œuvre de secours aux enfants) unterzubringen. Später wurde Ruth in einer französischen Familie versteckt. Wiederum einer jüdischen Hilfsorganisation war es zu verdanken, dass Ruth mit Hilfe einer polnischen Frau, die sich als ihre Mutter ausgab, heimlich die Schweizer Grenze passieren konnte. Am 23. Februar 1943 wurde Ruth bei der Schweizer Flüchtlingsbehörde registriert. In der Schweiz wurde sie zunächst in einem jüdischen Kinderheim untergebracht, bis sie Anfang 1943 zu einer Familie in Arlesheim (bei Basel) kam, die mit ihren früheren Nachbarn Picard aus der Schützenstraße in Konstanz verwandt war. 1947 kam Ruth zu ihren Großeltern Ida und Louis Schatz und ihrer Tante Else in die USA.
Simon und Nelly Alexander hatten weniger Glück als ihre Tochter. Im September 1942 wurden beide von Rivesaltes in das Sammellager Drancy bei Paris verlegt, von wo aus die Transporte mit Tausenden von Juden in die Todeslager in Polen abgingen. Am 16. September wurden sie dem 33. Transport von Drancy nach deportiert und dort zwei Tage, am 18. September 1942, später in der Gaskammer ermordet.
Simon Alexander wurde in Konstanz auf den 31. Dezember 1945 für tot erklärt.
Auf der "Wand der Namen" im Mémorial de la Shoa in Paris sind die Namen der vom Lager Drancy nach Auschwitz deportierten Personen verzeichnet, darunter auch die von Simon und Nelly Alexander. "Wand der Namen" im Mémorial de la Shoa, Paris
Am 22. Mai 2009 wurden - in Anwesenheit der Tochter von Nelly und Simon Alexander - drei Stolpersteine für die Familie Alexander in der Schützenstraße 16 verlegt.
Recherche: Bernd Wunder / Uwe Brügmann Patenschaft: Bernd Wunder |
Quellen: Erich Bloch, Geschichte der Juden von Konstanz im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Dokumentation. Konstanz, Rosgarten Verlag, 1971 Freiburg Staatsarchiv, P 303/4, Nr. 347; F 166/3, Nr. 2704 Archiv KZ Dachau Stadtarchiv Konstanz |