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Stolpersteine Konstanz

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Ruth ALEXANDER, Jg. 1937

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geb.: 17.3.1937, Konstanz

 

22.10.1940 deportiert nach Gurs / Frankreich, ab März 1941 Lager Rivesaltes.

Ab Frühjahr 1942 versteckt bei französischen Familien, wird von dort in die Schweiz geschleust.

 

Mai 1947 Emigration in die USA.

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Schützenstraße 16 heute
(2018)

Stein_ALEXANDER_Ruth

Stolperstein für Ruth Alexander
verlegt am 22.5.2009

Eltern: Simon und Nelly Alexander

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Ruth ALEXANDER, 1943
Foto im Schweizer Flüchtlingsausweis
Quelle: Schweizer Bundesarchiv
 
 

Ruth wurde am 17. März 1937 in Konstanz geboren. Das erste Lebensjahr verbrachte sie in der Schult­haissstr. 9. Anfang November 1938 zog sie wahr­scheinlich in die Franz-Seldte-Str. 16 (heutige Schützen­straße); dort lebten auch ihre Grosseltern Louis und Ida Schatz.

 

Am 22.Oktober 1940 wurden 108 Konstanzer Juden in das Lager im Südwesten von Frankreich, am Rande der Pyrenäen, deportiert. Unter den Deportierten waren auch die kleine Ruth und ihre  Eltern Simon und Nelly Alexander. Ruth war unter den Deportierten mit dreieinhalb Jahren die Jüngste. Die Reise im völlig überfüllten Personenzug dauerte viele Tage.

 

Ruth hat wenig Erinnerungen an das Lager in Gurs selber, ausser das es sehr schlammig war und vor allem die Toiletten sehr primitiv waren: Bretter­verschläge draussen, um dorthin zu gelangen, musste man erstmal durch den Schlamm schreiten. Ruth erinnert sich ausserdem an den ständigen Hunger, da es nie genug zu essen gab. Im Lager lebte man in Baracken ohne Fenster und ohne Heizung, anfangs sogar ohne Fussboden (nur festgetretene Erde). Ruths Vater Simon und der Grossvater Louis Schatz mussten in der Männer­baracke schlafen, Ruth war in einer Frauen­baracke mit ihrer Mutter und deren Tante Lore.

Ruth erinnert sich, dass sie manchmal mit ihrer Cousine Paula ihren Vater in der Männerbaracke besuchen durfte, sie brachten ihm dann ein paar Lebensmittel oder Speisen, die die Mutter aus den wenigen erhältlichen Lebensmitteln zubereitet hatte.

Im Frühjahr 1941 werden alle Familien in das neu gegründete Lager nach gebracht. Auch hier sind die Lebensbedingungen sehr schlecht und es gibt viel zu wenig zu essen. Im Frühling 1942 beschliessen Ruths Eltern, ihre Tochter im Kinderheim einer Hilfsorganisation unterzubringen. Durch Vermittlung der jüdischen Hilfsorganisation OSE (Œuvre de secours aux enfants) wird Ruth dann bei einer französischen Familie versteckt. Mit Hilfe einer Polin namens Faiga Banach, die sich als Ruths Mutter ausgibt, überqueren beide am 20. September 1943 die französische Grenze bei Thônex in der Schweiz und suchen um Asyl an.

In der Schweiz kommt sie zunächst in ein jüdisches Kinderheim, bis sie Ende 1943 oder Anfang 1944 zu einer Familie kommt, die mit ihren früheren Nachbarn Picard aus der Schützenstraße verwandt ist. Bei dieser Familie bleibt sie bis 1947.

Mit 10 Jahren verlässt Ruth gemeinsam mit einer Gruppe jüdischer Waisen­mädchen (ebenfalls Über­lebende des Holocaust) von Zürich aus Europa und gelangt mit dem Schiff in die USA.

 

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Passagierliste (Ausschnitt) des Schiffs "SS Sobieski":  von Cannes/Frankreich am 14. Mai nach New York.
Ruth ALEXANDER ist darin unter Nr. 8 als "staatenlos" aufgeführt

Quelle: ancestrry.com

 

 

Dort kommt sie zu ihrer Tante Elsa, die Konstanz noch 1937 verlassen konnte und zu ihrer Grossmutter Ida (die Konstanz im Dezember 1939 noch verlassen konnte). Auch der überlebende Grossvater Louis kommt nach dem Krieg in die USA.

 

Die Eltern von Ruth werden von Rivesaltes aus im September 1942 ins Sammellager depor­tiert, von wo sie am 16.September 1942 mit dem 33. Transport in Güterwaggons nach depor­tiert werden. Der Transport kommt am 18. Septem­ber in Auschwitz an. Höchstwahrscheinlich werden beide noch am Ankunftstag in den Gaskam­mern von Auschwitz ermordet.

Der Grossvater Louis Schatz wird aufgrund seines Alters nicht aus dem Lager in Südfrankreich in den Osten deportiert und kann in Südfrankreich überleben.

 

 

Am 22. Mai 2009 wurden in Anwesenheit von Ruth ALEXANDER, der Tochter von Nelly und Simon Alexander, drei Stolpersteine für die Familie Alexander in der Schützenstraße 16 verlegt.

 

Recherche: Bernd Wunder

Patenschaft: Maik Schluroff

Quellen:

Staatsarchiv Freiburg,  P 303/4, 347