geb.: 8.7.1908 in Konstanz 22.10.1940 deportiert nach Gurs / Frankreich, ab März 1941 Lager Rivesaltes. 14.9.1942 Deportation nach Drancy, von dort Deportation am 16.9.1942 nach Auschwitz. Ermordet am 18.9.1942 |
Schützenstraße 16 heute |
Stolperstein für Nelly Alexander |
Ehemann: Simon Alexander, Eltern: Louis und Ida Schatz, Tochter: Ruth ALEXANDER
Nelly ALEXANDER, ca. 1941 Quelle: Archives départementales des Bouches-du-Rhône, FRADO13_007W_000112_000015_0017
Nelly Alexander wurde am 8. Juli 1908 in Konstanz geboren. Ihre Eltern waren Louis und Ida Schatz. Ihrer Schwester Else und ihrer Mutter Ida gelang 1937 bzw. 1939 die Emigration in die USA; ihr Vater Louis Schatz wurde 1940 nach Gurs deportiert, überlebte aber trotz seines fortgeschrittenen Alters mehrere Lager in Frankreich und emigrierte 1946 ebenfalls in die USA. 1936 heiratete Nelly in Konstanz Simon Alexander. Ihr Mann war Grenzgänger und arbeitete seit Mitte der 20er Jahre in Kreuzlingen bei der Korsettfabrik Gebr. Schwarz.
Nelly ALEXANDER mit Ehemann SImon ALEXANDER Quelle: privat
Am 17. März 1937 kam ihre Tochter Ruth in Konstanz zur Welt. Die Familie versuchte mehrfach, in die Schweiz zu ziehen, aber das Gesuch wurde immer wieder abgelehnt. Noch vor seiner Deportation hatte Simon Alexander für seine Familien ein Visum für die USA beantragt. Am 22. Oktober 1940 wurde die Familie Alexander aus ihrer Wohnung in der Franz-Seldte-Str. (heute Schützenstraße 16) nach deportiert. Der Hausrat der Familie Alexander wurde am 6./7. Januar 1941 öffentlich im Konzil in Konstanz versteigert. Im März 1941 wurden alle Familien von Gurs in das neu gegründete Lager gebracht. Rivesaltes ist etwa 430 km von Gurs entfernt. Auch hier waren die Lebensbedingungen katastrophal. Auf einem wüstenartigen Plateau gelegen, war das Lagergelände im Sommer der erdrückenden Mittelmeersonne und im Winter dem eisigen Tramontana-Wind ausgesetzt. Nach ihrer Ankunft im Lager wurden die Insassen separiert: Frauen und ihre unter 14-jährigen Kinder wurden von den Männern getrennt untergebracht. Eine spezielle Regelung im Lager sah ein Besuchsrecht unter den Familienmitgliedern und gemeinsame Mahlzeiten der Familien vor. Diese Regelungen wurden allerdings im Laufe der Zeit stark eingeschränkt. Die schlechte Nahrungsversorgung und fehlende Hygiene im Lager führten frühzeitig zum Ausbruch von Epidemien. Im Frühjahr 1942 gelang es Ruths Eltern, ihre Tochter mit Hilfe der jüdischen Organisation OSE (Œuvre de secours aux enfants) in einem Kinderheim unterzubringen. Später wurde Ruth in einer französischen Familie versteckt. Schließlich konnte Ruth mit Hilfe einer polnischen Frau, die sich als ihre Mutter ausgab, heimlich über die Schweizer Grenze geschleust werden. Am 23. Februar 1943 wurde Ruth in der Schweiz als Flüchtling registriert. In der Schweiz wurde sie zunächst in einem jüdischen Kinderheim untergebracht, bis sie Anfang 1943 zu einer jüdischen Familie in Arlesheim (bei Basel) kam, die mit ihren früheren Nachbarn Picard aus der Schützenstraße in Konstanz verwandt war. Bei dieser Familie blieb Ruth, bis sie 1947 zu ihren Großeltern Ida und Louis Schatz und ihre Tante Else in die USA kam. |
Im September 1942 wurden Nelly Alexander und ihr Mann Simon von Rivesaltes in das Durchgangslager bei Paris gebracht, was ihren sicheren Tod bedeutete. Denn von Drancy gingen die Transporte in die Todeslager im Osten ab.
Lager Drancy, Innenhof
Nelly ALEXANDER, französische Identitatskarte, ca. 1941 Quelle: Archives départementales des Bouches-du-Rhône, FRADO13_007W_000112_000015_0017
Am 16. September 1942 wurden beide von Drancy mit dem 33. Transport nach Auschwitz deportiert und dort wahrscheinlich gleich nach ihrer Ankunft am 18. September 1942 in der Gaskammer ermordet.
"Wand der Namen" im Mémorial de la Shoa, Paris
Auf der "Wand der Namen" im Mémorial de la Shoa in Paris sind die Namen jener Personen verzeichnet, die von Drancy nach Auschwitz deportiert wurden; hier finden sich auch die Namen von Nelly und Simon Alexander. "Wand der Namen", Ausschnitt, mit dem Namen von
Am 22. Mai 2009 wurden - in Anwesenheit der Tochter von Nelly und Simon Alexander - drei Stolpersteine für die Familie Alexander in der Schützenstraße 16 verlegt.
Recherche: Bernd Wunder / Uwe Brügmann Patenschaft: Bernd Wunder
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Quellen: Erich Bloch, Geschichte der Juden von Konstanz im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Dokumentation. Konstanz, Rosgarten Verlag, 1971 |