Fritz Oppenheimer war ein Ur-Konstanzer mit großem Herzen. Weil er Jude war, wurde er schon als Kind gedemütigt, ausgegrenzt, entrichtet, und konnte mit seiner Familie erst Anfang 1939 in die USA entkommen. Er nahm als junger Mann am Zweiten Weltkrieg teil und wurde Ingenieur.
Auf Einladung der Stadt Konstanz kehrte er zusammen mit anderen ehemaligen Konstanzer Jüdinnen und Juden im September 1986 für eine Woche erstmals offiziell wieder in seine Geburtsstadt Konstanz zurück.
In seiner Abschiedsabsprache sagte er damals: „Obwohl wir Konstanz nie vergessen haben, haben wir oft gedacht: 'Hat Konstanz uns vergessen?' Und das war eine sehr schwere Frage. Aber nach dieser Woche sind wir überzeugt, dass Konstanz und nicht vergessen hat. … Obwohl wir der neuen Heimat treu sind, können wir doch sagen: „jetzt simmer au wieder Konschdanzer!“
Zur Verlegung der Stolpersteine für seine Familie war Fritz Oppenheimer im März 2008 wieder in Konstanz. Er war eine Seele von Mensch und bleibt unvergessen. Am 20. Juli 2017 ist Fritz Ortsname verstorben. An seinem 93. Geburtstag am 18. März 2018 soll mit diesem Rückblick auf sein Leben seiner gedacht werden.
Termin: 18. März 2018
Zeit: 19:30 - 21:00 Uhr
Ort: Astoria-Saal, Katzgasse 7, 78462 Konstanz
Eintritt:
frei
Veranstalter: Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“, Kulturamt der Stadt Konstanz, Volkshochschule Landkreis Konstanz e.V.
„Die Ordnungspolizei — ihre Verbrechen in Italien (1943 bis 1945) und an anderen Orten“
Dass die Wehrmacht zahlreiche Kriegsverbrechen begangen hat, ist mittlerweile bekannt. Bezogen auf die Polizei ist bis heute gängige Meinung, dass der Vernichtungskrieg im Osten und auch die Massaker in West- und Südeuropa in der späteren Phase des Kriegs von „der SS“ durchgeführt wurden. Tatsächlich wurde das Personal der Einsatzgruppen vielerorts zu erheblichen Teilen von der Ordnungspolizei gestellt. Ghettos wurden von Ordnungspolizisten bewacht, ebenso die Deportationszüge in die Vernichtungslager.
Die Referentin Susanne Pauli begann ihre familiäre Spurensuche mit einem Fotoalbum ihres Großvaters aus dem Krieg, ein paar Ortsnamen und einigen Familienerzählungen.
Veranstalter: vhs Landkreis Konstanz e.V., "Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz", VVN-BdA Kreisvereinigung Konstanz und Verlagsedition Querwege®.
„Überlebende als Akteurinnen“ – Buchvorstellung und Vortrag Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biografische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989
Die Geschichte der großen NS-Konzentrationslager ist in den letzten Jahrzehnten gut erforscht und publizistisch aufgearbeitet worden. Allerdings stand die Geschichte der Männerlager weit mehr im Fokus als die Lager der Frauen. Durch den Dokumentarfilm „Die Frauen von Ravensbrück“ (2005) von Loretta Walz und das 2016 erschienene Buch „Ohne Haar und ohne Namen“ von Sarah Helm wurden die Biografien der dort Inhaftierten und damit auch der Widerstand von Frauen medial breit wahrgenommenen. Im Mittelpunkt standen dabei zumeist die Jahre der Qual und Erniedrigung in den Lagern. Noch immer wenig dagegen ist über die „Nachgeschichte“ der Überlebenden bekannt.
Der Historiker Henning Fischer hat in einer mehrjährigen intensiven Forschungsarbeit die politischen Lebensgeschichten einer Gruppe von kommunistischen deutschen Überlebenden des KZs Ravensbrück recherchiert und darüber promoviert. In seinem Buch „Überlebende als Akteurinnen“ porträtiert er den Lebensweg dieser Frauen ab der Zeit ihrer Politisierung in der Weimarer Republik, beschreibt ihr Engagement für die KPD und im Widerstand, ihre Jahre in Gefängnissen und Lagern, wo die Kommunistinnen eine solidarische Gemeinschaft bildeten, was ihnen auch die Kritik „stalinistischer Härte gegenüber Mithäftlingen“ einbrachte, und ihre Geschichten und Karrieren in Ost- und Westdeutschland ab 1945 bis in die 1990er Jahre.
Unmittelbar nach ihrer Befreiung gründeten diese Frauen ihre Lagergemeinschaft als gemeinsamen sozialen und politischen Verband. Die meisten von ihnen stürzten sich bald wieder in die politische Arbeit, was – so Fischer – ihre Form der Trauma-Bewältigung war. Nach der Gründung der beiden deutschen Staaten setzten sich die Lebenswege unterschiedlich fort: Die DDR nahm die Ravensbrückerinnen in den Dienst der offiziellen Doktrin des antifaschistischen Staates, an den viele von ihnen bedingungslos glaubten. In der BRD waren sie bis in die 1970er Jahre als Mitglieder der KPD von politischer Repression und sozialer Ausgrenzung betroffen und mussten um Wiedergutmachung kämpfen.
Henning Fischer wird sieben dieser Akteurinnen aus BRD und DDR „in all ihrer Widersprüchlichkeit“ vorstellen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion.
Das Frauen-KZ Ravensbrück
Im Mai 1939 errichteten die Nationalsozialisten das größte deutsche Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück nahe Fürstenberg/Havel, 80 Kilometer nördlich von Berlin. Es war Teil eines Lagerkomplexes, zu dem neben dem Frauenlager ein Männerlager, Industriebetriebe, das Siemenslager und in unmittelbarer Nachbarschaft das KZ Uckermark für Mädchen und junge Frauen gehörten. Darüber hinaus existierte eine Vielzahl von Außenlagern. Man geht von rund 132.000 dort inhaftierten teilweise deutschen, überwiegend polnischen, russischen und französischen Frauen und Mädchen aus, darunter auch Jüdinnen, Sintezze und Romnja, von denen etwa 30.000 nicht überlebten.
Der Autor
Henning Fischer, geboren 1981 in Hamburg, studierte Geschichte in Berlin und Poznan/Polen. Er promovierte an der Humboldt-Universität bei Prof. Michael Wildt, einem der bekanntesten zeitgenössischen Historiker der Neueren und Neuesten Geschichte Deutschlands. Er war Stipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung, ist aktiv in der politischen Bildung und in antirassistischen Initiativen sowie Mitglied des „AutorInnenkollektivs Loukanikos“.
Das Buch: Henning Fischer: Überlebende als Akteurinnen. Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biografische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989. UVK Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-86764-772-4
Veranstalter: seemoz e.V., Initiative Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz, VVN-BdA Kreisvereinigung Konstanz und UVK Verlagsgesellschaft
Rundgang zu Stolpersteinen in der Konstanzer Altstadt mit Dr. Uwe Brügmann
Bei dem Rundgang durch die Konstanzer Innenstadt werden ausgewählte Biografien von Opfern des nationalsozialistischen Terrors - Juden, "Euthanasie"-Opfer, Homosexuelle, politische Opfer und Zeugen Jehovas - ausführlich und exemplarisch vorgestellt.
Die etwa 90-minütige Führung findet bei jedem Wetter statt.
8.7.2018
20 Uhr
Ort:
"Freiräume", Vor der Halde (Ecke Hofhalde) Konstanz
"Gemeinsames Kennenlernen" (intern)
der Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ mit Angehörigen und Paten
9.7.2018
19:30 Uhr
Wo:
Wolkensteinsaal, Kulturzentrum am Münster Wessenbergstr. 41 / 43, Konstanz
Offizielle Übergabe der Stolpersteine an die Stadt Konstanz
Im Anschluss:
Vortrag von Jens Rommel
(Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung Nationalsozialistischer Verbrechen) zum Thema
„Hitlers letzte Helfer? - Aktuelle Ermittlungen zu nationalsozialistischen Verbrechen"
Seit 60 Jahren hat die Zentrale Stelle in Ludwigsburg den Auftrag, Morde der Nationalsozialisten aufzuklären. Dazu sucht sie weltweit nach Beweismaterial mit dem Ziel, heute noch verfolgbare Beschuldigte ausfindig zu machen. Auch 75 Jahre nach den Taten können Wachleute aus Konzentrationslagern für ihren Beitrag zu den Massenverbrechen zur Verantwortung gezogen werden. Jens Rommel, Leiter der Zentralen Stelle, schildert juristische und tatsächliche Schwierigkeiten bei den Vorermittlungen - und den täglichen Wettlauf gegen die Zeit.
In Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Konstanz.
12.7.
18:30 Uhr
Treffpunkt: mit Fahrrädern auf dem Schulhof des Humboldt-Gymnasiums
Stolperstein-Fahrrad-Rundweg im Stadtteil Paradies mit Petra Quintini
Von den 225 in Konstanz verlegten Stolpersteinen (Stand Juli 2018) liegen etwa ein Drittel im Konstanzer Stadtteil Paradies. In diesem Stolpersteinrundweg werden für die unterschiedlichen Opfergruppen ausgewählte Verlegestellen aufgesucht und einzelne Biografien ausführlicher vorgestellt, die bei Stolpersteinführungen im Innenstadtbereich nicht berücksichtigt werden können. Damit auch etwas abseits gelegene Stolpersteine in dem kurzen Zeitraum besucht werden können, bieten wir diese Führung als „Fahrrad-Rundweg“ an. Es soll der zahlreichen vorwiegend jüdischen, aber auch der politischen Opfer, der "Euthanasie"-Opfer, Homosexuellen und Zeugen Jehovas gedacht werden, die zwischen 1933 und 1945 aus menschenverachtenden Gründen ausgegrenzt, entrechtet, in die Flucht oder in Gefangenschaft und Tod getriebenen worden sind.
Die etwa 90-minütige Führung findet bei jedem Wetter statt.
15.7.
10:30 Uhr
Treffpunkt: Münsterplatz / Brunnen
Rundgang zu Stolpersteinen für "Euthanasie"-Opfer mit Roland Didra
Im Mittelpunkt der ca. 90- minütigen Führung stehen die Opfer der NS „Euthanasiemorde“ in Grafeneck und die Details der Planung und Durchführung des Massenmords. In Konstanz gibt es mittlerweile über 20 Stolpersteine für diese Opfergruppe. Bei dem Rundgang werden einige Verlegestellen in der Innenstadt aufgesucht und an die Schicksale der Kinder und Erwachsenen erinnert.
Die etwa 90-minütige Führung findet bei jedem Wetter statt.
Am 22. Oktober 1940 wurden über 6500 jüdische Bürger aus Baden und der Saarpfalz – unter diesen auch 112 Konstanzer Juden – in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Zahlreiche Deportierte kamen in Gurs und anderen südfranzösischen Lagern ums Leben, Tausende wurden ab 1942 in die Vernichtungslager in den Osten deportiert und ermordet.
Aus diesem Anlass lädt die Initiative „Stolpersteine für Konstanz - gegen Vergessen und Intoleranz“ gemeinsam mit der Synagogengemeinde am Montag, 22. Oktober um 18.30 Uhr zum Gedenken an die Stele für die deportierten Juden in der Bahnhofstraße. Es wird für jedes der 112 Opfer eine Kerze angezündet und deren Namen verlesen. Schülerinnen und Schülern werden Zeitzeugenberichte verlesen.
Bei der Mahnwache anlässlich der Pogromnacht vom 9. November 1938 wird aller Opfer des Nationalsozialistischen Regimes gedacht - wie ja auch Stolpersteine für alle Opfer verlegt werden. Bei der Mahnwache werden am 8. November in der Zeit von 18.00 – 18.30 Uhr die Stolpersteine in der Stadt geputzt und zum Gedenken wird an jedem Stein eine Kerze entzündet, eine Blume niedergelegt und über die Schicksale informiert. Die Mahnwache steht unter dem Motto „Den Toten ehrendes Gedenken und Mahnung für heute!“. Für Konstanz hat Oberbürgermeister Uli Burchardt die Schirmherrschaft übernommen. Über die Teilnahme zahlreicher Bürgerinnen und Bürger würden wir uns sehr freuen.
Bitte übernehmen auch Sie für eine halbe Stunde die Betreuung eines Stolpersteins ! SO GEHT ES >
*** Am 9. November beginnt nach Sonnenuntergang der jüdische Sabbat, deshalb die Mahnwachen bereits am 8. November ***
Berichte von den Stolperstein-Mahnwachen am 8. November 2018
"... es war ein eindrückliches Erlebnis für mich mit vielen guten Gesprächen und im Anschluss habe ich Mails aus Zürich und Israel von Angehörigen der Opfer bekommen, die sich bedankt haben. Das zieht wirklich Kreise. ... "
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"Der Stolperstein vor unserer Tür ist in Gedenken an Benno Bosch. Die Kinder unserer Straße haben Bilder gemalt und haben mit Kreide Blumen, Herzen und Pferde gemalt. “Das hätte dem kleinen Benno gefallen!” war die einstimmige Meinung unserer “Straßenkinder”. Die niedergelegten Blumen und die Kerzen haben für große Aufmerksamkeit gesorgt. Viele Menschen blieben stehen und lasen den Lebenslauf des kleinen Jungen. Viele Gespräche sind spontan - auch unter Fremden - entstanden; wir als Anwohner und Beschäftigte im Dolce Vita haben Menschen erklärt, was wir hier machen und worauf wir aufmerksam machen möchten. Die Stolpersteine sind wieder besser in den Fokus gekommen und das Erinnern und Gedenken förderte die Toleranz und das Bewusstsein."
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" ... Und nächstes Jahr auch gerne wieder, wenn ich noch krabbeln kann ..."
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"... Es waren überraschend viele Menschen, die Halt machten. Menschen, mit denen tiefgehende Gespräche möglich waren. Nach einer vollen Stunde und mit einem vollen Herzen räumte ich meine Utensilien zusammen, die Biographien (8 Exemplare A4) waren restlos weg ... "