geb.: 03.12.1886, Rexingen
verhaftet: 10. November 1938 KZ Dachau Flucht: 22.4.1939, USA
überlebt |
Blarerstr. 32 |
Stolperstein für Ludwig Ottenheimer
Flucht im April 1938 |
Ehefrau: Klara Ottenheimer ; (Halb-)Schwester: Emma ADLER; Kinder: Ilse Karola Ottenheimer, Fritz Ottenheimer
Geb. 03.12.1886 in Rexingen. Er nahm am I. Weltkrieg 1914 bis 1918 teil, erlitt eine Kriegsverletzung (steifer Arm), und erhielt Kriegsauszeichnungen: Eisernes Kreuz II. Klasse, Badische Silberne Militärverdienstmedaille. Im Mai 1921 heiratete er Klara Metzger, seit dieser Zeit lebte das Paar in Konstanz. Im April 1922 kam Tochter Ilse Karola zur Welt, im März 1925 Sohn Fritz. Er war als Kaufmann und Herrenausstatter in seinem Herrenbekleidungsgeschäft am Obermarkt 6 tätig, musste sein Geschäft 1936 aufgeben wegen der Kampagne "Kauft nicht bei Juden!". Danach war er zeitweilig Handelsvertreter für Krawatten. Nazis organisierten Boykottaktionen jüdischer Geschäfte (Bildquelle: http://www.uncp.edu/home/rwb/don%27t_buy_from_jews%21%27.jpg)
Die Boykotte "jüdischer" Geschäfte begannen in Konstanz bereits am 31. März 1933. Anfang April postierten sich SA-Männer vor 18 Geschäften in der Innenstadt. Die „Bodensee-Rundschau“ kündigte an, die Partei werde zu gegebener Zeit „eine Liste von Konstanzer Volksgenossen veröffentlichen, die entgegen dem Willen der Nation ihren Bedarf in jüdischen Geschäften decken.“ Wer noch immer die Geschäfte der „Fremdrassigen“ unterstütze, sei ein „Verräter an der Nation, der sich selbst aus der Volksgemeinschaft ausschließt.“ |
Der Herrenausstatter Ludwig OTTENHEIMER räumte Hemden, Socken und Krawatten aus dem Schaufenster seines Geschäfts am Obermarkt und zeigte stattdessen dort sein Eisernes Kreuz und die badische Verdienstmedaille aus dem Weltkrieg; auch krempelte er seinen rechten Hemdsärmel hoch und zeigt dem SA-Mann vor dem Geschäft die Narben einer Kriegsverletzung. Umherstehende Passanten redeten auf den SA-Mann ein, Ottenheimer sei ein „guter Deutscher“, der „mehr als seine Pflicht für das Vaterland getan“ habe. Der mutige Auftritt zeigte Wirkung. Der Posten zog ab. (Ottenheimer 1997, S. 58, zitiert nach Engelsing 2105, Seite 94)
Zwischen August 1933 und September 1938 wohnte die Familie in der Blarerstr. 32, ab Oktober 1938 in der Saarlandstr. / Bodanstr. 10.
Am 10.11.1938 - an dem Tag, als die Konstanzer Synagoge zerstört wurde - wurde Ludwig OTTENHEIMER verhaftet und ins verbracht, Häftlingsnummer 22440, und Mitte Dezember 1938 entlassen.
Ihm, seiner Frau Klara und ihrem Sohn Fritz gelang - ein Jahr nach der Flucht der Tochter Ilse Karola im April 1938 - im April 1939 die Flucht nach New York/USA.
Ludwig OTTENHEIMER starb am 22. April 1944
Text: Maik Schluroff, Dorothea Geissler Patenschaft: Hartung-Gorre |
Quellen: Fritz Ottenheimer, Wie hat das geschehen können? Von Konstanz in die USA durch den Krieg und zurück. Jüdische Schicksale 1925-1996, Hartung-Gorre Verlag: Konstanz 1996, 230 Seiten, € 20,35. ISBN 3-89649-006-0 Tobias Engelsing, "Das jüdische Konstanz Blütezeit und Vernichtung". Südverlag: Konstanz 2015, S. 94 |