geb.: 03.02.1875, Rexingen
gest.: 12.03.1936, Konstanz |
Wo früher das Haus Neugasse 30 war, in dem Emma Adler wohnte, ist jetzt die Einfahrt zum Augustiner-Parkhaus |
Stolperstein für Emma Adler verlegt am 14.07.2010 |
Ehemann: Jonas Adler, Halbgeschwister: Siegfried, Marthe, Klara (verh. Auerbacher) und Ludwig OTTENHEIMER
Emma und Jonas ADLER
Emma Adler wurde am 3. Februar 1875 in Rexingen als Tochter von Simon und Elise Ottenheimer (geb. Wolf) geboren. Rexingen ist heute ein Ortsteil von Horb am Neckar. 1933 war etwa ein Viertel der Einwohner Juden. Die meisten jüdischen Familien lebten vom Viehhandel, waren Metzger, Wirte oder Inhaber von Gemischtwarengeschäften. Emma Adlers Vater, Simon Ottenheimer (geb. 1844), heiratete zwei Jahre nach dem Tod ihrer Mutter im Februar 1878 Fanny Hammel. Aus dieser zweiten Ehe gab es acht Kinder, von denen vier das Säuglingsalter nicht überlebten. Emma hatte vier jüngere Halbgeschwister: Ludwig Ottenheimer, Siegfried Ottenheimer, Marthe Marie Ottenheimer, und Klara Ottenheimer (verh. Auerbacher).
Emma war verheiratet mit Jonas Adler, geb. am 23. November 1875 in Konstanz. Am 21. Oktober 1904 kam ihre Tochter Theresia auf die Welt. Ihr Mann war Kriegsteilnehmer im 1. Weltkrieg. Er kam verletzt aus dem Krieg zurück. Jonas Adler war Bäcker von Beruf und hatte seine Bäckerei in der Neugasse 30.
Blick auf die Bäckerei Adler (hinten Haus mit Gaupe)
Nach ihrer Machtübernahme 1933 starteten die Nazis eine Boykott- und Hetzkampagne gegen jüdische Geschäfte. Am 1. April 1933 erschien in der „Bodensee-Rundschau“ ein Boykottaufruf gegen jüdische Geschäfte: „Deutsche, kauft nicht bei Juden ein“. In der Liste der jüdischen Geschäfte war auch die Bäckerei von Jonas Adler aufgeführt. Am 30. September 1933 starb Jonas Adler an einem Herzinfarkt. Sein Tod ging wohl indirekt auf die Hetze gegen ihn und seine Bäckerei. In seiner Traueransprache wies der Rabbiner Dr. Chaim Chone darauf hin, dass Adler ein Opfer der Judenhetze geworden sei. Rabbiner Chone wurde daraufhin von der Polizei verhört und verwarnt. Ende 1935 emigrierte er nach Palästina, wo er 1946 starb.
Nach dem Tod ihres Mannes weigerte sich seine Frau Emma standhaft, die Bäckerei an einen „arischen“ Bäcker zu verkaufen, trotz Boykott, Repressalien und anhaltender Hetze. Wiederholt wurde sie aufs Rathaus zitiert. Nach einem dieser Besuche erlitt sie auf der Straße einen Herzanfall, an dessen Folgen sie am 12. März 1936 starb.
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Nach dem Tod von Emma Adler führte ihre Tochter Theresia mit ihrem Mann Ernst Baer, der aus Seligenstadt stammte und ebenfalls Bäcker war, die Bäckerei weiter. Bekanntgabe der Heirat von Emma ADLERs Tochter
1938 verkauften die Baers die Bäckerei an den „arischen" Bäcker Josef Breinlinger. Man kann annehmen, dass sie das Geschäft unter Wert verkaufen mussten. Mit ihrer Tochter Inge, die im 17. Juli 1937 geboren wurde, schiffte sich die Familie Baer Anfang Juli 1938 in Le Havre auf der „SS Georgic“ Richtung New York ein. Am 8. Juli betraten die Baers in Ellis Island amerikanischen Boden. Emmas Tochter Therese Baer, geb. Adler
Die Familie Baer wohnte in New York. Ernst Baer, der seinen Vornamen in Ernest umbenannte, arbeitete in der Brot- und Keksfabrik Devonsheer Melba Corporation. Am 18. Juni 1939 wurde ihre zweite Tochter Irene in New Jersey geboren. Anfang Februar 1942 wurde Ernest Baer zur Armee gemustert. Ob er tatsächlich Soldat war, ließ sich nicht klären. Theresia Baer starb am 31. Mai 1953 in New York. Ihr Mann Ernest Baer überlebte sie um fast dreißig Jahre und starb am 21. September 1981 in Bergen, New Jersey. Beide wurden auf dem jüdischen Friedhof Mount Moriah Cemetery in Bergen County, New Jersey, beerdigt.
Grabstein von Emma und Jonas ADLER auf dem
Recherche: B. Arnold / M. Wiehn Patenschaft: Birgit Arnold |
Quellen: Stadtarchiv Konstanz Geni.com Familysearch.org Bilder: Persönliche Informationen von Nachkommen der Familie Baer in den USA http://www.juedische-familien.de/getperson.php?personID=I274&tree=Datenbank Manfred Bosch: Als die Freiheit unterging. Konstanz: Südkurier Verlag, 1985 Erich Bloch: Geschichte der Juden von Konstanz. Konstanz: Rosgarten Verlag, 1971 |