geb. 17.9.1888 DEPORTIERT 1940 GURS INTERNIERT DRANCY 1942 AUSCHWITZ ERMORDET 9.9.1942
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Rheingasse 15 Foto: © Wolfram Mikuteit |
Stolperstein für Salomea FÜRST |
Ehemann: Moritz Max FÜRST, Tochter: Anna FÜRST, Mutter: Berta SCHMULEWITZ
Salomea FÜRST (rechts)
Salomea Fürst (geb. Schmulewitz) wurde am 17. September 1888 im polnischen Sosnowice geboren. Sie war die Tochter der Eheleute Aron Jacob Schmulewitz (geb. 1865 in Sosnowice und gestorben am 24.1.1915 in Konstanz) und Berta Schmulewitz, geb. Alexander, (geb. 1858 in Sosnowice). Salomea hatte sehr wahrscheinlich einen Zwillingsbruder, Sigmund Schmulewitz (1). Ihr Vater war Schneider und bereits vor dem Ersten Weltkrieg nach Konstanz gekommen. Erstmals taucht sein Name im "Adressbuch der Großherzoglich Badischen Kreishauptstadt Konstanz für das Jahr 1907" am Bodanplatz 16 auf. Dies lässt annehmen, dass er spätestens Ende 1906 nach Konstanz gekommen war. Unklar bleibt, wann Salomea und ihre Mutter nach Konstanz gekommen sind. Es ist möglich, aber bislang nicht mit Sicherheit abzuklären, dass ihr Vater mit dem Zwillingsbruder 1906 nach Konstanz kam und beide dann wenig später zurück nach Sosnowice gegangen sind. Erst 1910 kamen beide zurück, dann möglicherweise auch mit der weiteren Familie. Salomea heiratete Moritz Moses Fürst, der am 1.4.1886 in Warschau geboren war, in Konstanz. Hochzeitsfoto von Moritz Moses FÜRST und Salomea FÜRST, geb. Schmulewitz, aufgenommen in Konstanz Quelle: Kevin Nairn, Privatarchiv Allan und Linda Kurtz |
Erstmals findet man Eintragungen zu Moritz Max Fürst für das Jahr 1912 in Konstanz und zwar als Bewohner der Rosgartenstraße 8.(2) Im Einwohnerbuch des Jahres 1912 ist Salomeas Vater, der Schneider Aron Jacob Schmulewitz, erstmals unter dieser Adresse eingetragen. Möglicherweise war dies der Zeitpunkt der Hochzeit mit Salomea. Salomeas einzige Tochter Anna wurde am 12. Juli 1913 geboren.(3) Als Salomeas Vater, Aron Jacob Schmulewitz, am 24. Januar 1915 in Konstanz nach längerer Krankheit starb, war sie 26 Jahre alt, ihre Tochter erst anderthalb. Spätestens 1919 zieht die junge Familie in das Haus in der Rheingasse 15, auch Salomeas verwitwete Mutter zieht mit ein. Berta betreibt dort anscheinend noch ein Kleidergeschäft, Moritz Max Fürst hat sich als Handelsmann eintragen lassen. Etwa 1921 erwirbt Salomeas Ehemann das Anwesen in der Niederburg und trägt sein Geschäft als „Volksmagazin“ ein. In dieser Zeit ist Salomea Schmulewitz als Friseuse in der Schottenstraße 4 eingetragen, eventuell versuchte sie nach dem Erwerb des Hauses das Familieneinkommen aufzustocken. Salomea Schmulewitz bewohnte mit ihrem Mann und – zumindest bis zu deren vorübergehendem Auszug 1936 – der Tochter eine 4-Zimmer-Wohnung im 1. Stock des Hauses. Vermutlich half sie im expandierenden Unternehmen mit. Nach der Machtergreifung wurde Salomea - wie auch ihrem Mann und ihrer Tochter - am 1.12.1933 die Staatsangehörigkeit entzogen. Ab diesem Zeitpunkt wurde sie amtlich unter dem Namen FERSZT, also der polnischen Schreibweise des Namens. Es gelingt Salomea und ihrem Mann, die Tochter Anna 1939 nach England zu schicken. Die Bemühungen der Tochter, Salomea und ihren Mann nachzuholen, scheitern jedoch. Am 22. Oktober 1940 wurde Salomea mit ihrem Mann und ihrer Mutter Berta Schmulewitz in das Internierungslager deportiert. Es sind Bestellscheine erhalten geblieben, die zeigen, dass auch Moritz Max Fürst und Salomea selber zumindest im Jahr 1941 zu den glücklichen Empfängern gehörten, die von der Kreuzlinger Israelitischen Gemeinde regelmäßig "Colis Suisse" (Lebensmittelpakete) oder ähnliche unterstützende Pakete aus der Heimat in das Internierungslager Gurs geschickt bekamen. Am 23. August 1942 kam es dann zur Deportation des Ehepaars in das Sammel- und Durchgangslager nahe Paris. Von hier wurde sie gemeinsam mit ihrem Mann am 7. September 1942 nach deportiert.
Salomea Fürst wurde vermutlich noch am Ankunftstag, dem 9. September 1942, in einer Gaskammer von Auschwitz-Birkenau ermordet, wenige Tage vor ihrem 54. Geburtstag.
Recherche:
Patenschaft: Wolfram Mikuteit, Sabine Bade
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ausführlicher zur Familie Fürst: |
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Fußnoten: (1) Während im Stadtarchiv Konstanz keine Karteikarte von Salomea Schmulewitz vorhanden war, gab es eine Karteikarte von Sigmund Schmulewitz, der mit Sicherheit der Sohn von Aron Jacob Schmulewitz war, da er dessen Tod in Konstanz am 24.1.1915 angezeigt hatte. Von ihm ist eine sehr detaillierte Karteikarte vorhanden. So war er erstmals im Februar 1907 in der Hüetlinstraße gemeldet, ab dem 16.2.1907 am Bodanplatz 16 und hat sich zum 1.3.1907 nach Russland abgemeldet. Sosnowice war bis zur Neugründung 1916 de facto Provinz des Russischen Reiches. Erneute Anmeldung war am 5.11.1910 in der Rheingasse 15, mit dem Zusatz: bei Eltern. Diese Angaben decken sich mit den Eintragungen in den Konstanzer Adressbüchern (die jeweils den Stand von Ende Oktober des Vorjahres wiedergeben). Hier gab es erstmals 1907 einen Eintrag (Bodanplatz 16) und dann erst wieder 1911 und zwar in der Rheingasse 15, dem Anwesen, dass Moritz Fürst etwa 10 Jahre später kaufte. Ein Eintrag 1911 bedeutet, dass der Zuzug 1910 erfolgte. (2) Ebenda, wo Salomeas Bruder Sigmund ab dem 3. Oktober 1911 bis 1.3. 1914 bei den Eltern wohnend gemeldet war (3) Salomeas Bruder, Sigmund, heiratet Lina Hellbarth, die Familie geht nach Singen, wo deren Sohn Adolf Schmulewitz am 15.5.1915 geboren wird und am 15.10.1918 Tochter Meta. Die Familie des Bruders meldet sich im Dezember 1933 nach Bretten ab.
Quellen: Stadtarchiv Konstanz: Adressbuch der Großherzoglich Badischen Kreishauptstadt Konstanz für das Jahr 1905 (sowie 1906, 1907, 1908, 1909) Stadtarchiv Konstanz: Adressbuch der Kreishauptstadt Konstanz 1911, 1912,1913 und 1916 Stadtarchiv Konstanz: Einwohnermeldedatei: Anfragen Frau Anne-Marie Sana Stadtarchiv Konstanz Karteikarten Engelsing, Tobias (2015). Das Jüdische Konstanz. Blütezeit und Vernichtung. Konstanz: Südverlag Kurtz, Allen (2016). The Search for Anni Ferszt and the Ferszt Family of Konstanz, Germany: A Family Lost and Found. (Zur Verfügung gestellt von Angehörigen, A.K.) Staatsarchiv Freiburg: Restitutionsakten StAF F196/1 Nr. 4322 |