geb.: 19.01.1936 in Konstanz
Ermordet am 6.9.1940 in der 'Heilanstalt' Grafeneck |
Zollernstrasse 23 |
Stolperstein für Benno Bosch. |
Benno Bosch wurde am 19. Januar 1936 in Konstanz geboren. Er sollte seinen 5. Geburtstag nicht mehr erleben. Viel lässt sich über sein kurzes Leben nicht erzählen.
Das einzige erhaltene Dokument über das Leben von
Er wurde katholisch getauft und war der Sohn von Oskar und Gertrud Bosch, geb. Saigerschmidt. Sein Vater wurde am 10.7.1908 geboren und starb in den letzten Kriegsmonaten, am 28.2.1945. Seine Mutter (geb. am 16.6.1913) meldete sich laut Einwohnermeldekarte am heiligen Abend des Jahres 1940 in Konstanz ab und verzog nach Chemnitz. Die letzte Wohnadresse in Konstanz war die Zollernstr. 23. Der kleine Benno kam bereits mit 2 Jahren in das Kinderheim "Nazareth" in der Säntisstr. 4 in Konstanz. Dort verblieb er aber nur 2 Monate: vom 12.4. bis zum 24.06.1938. Der Grund für die Heimunterbringung war wahrscheinlich eine körperlich/geistige Behinderung des Jungen. Danach kam er in das St. Josefshaus in Herten bei Lörrach, ein Heim für geistig behinderte Menschen. Dort lebte der Junge zwei Jahre lang, bis er im Jahr 1940 auf Grund des "Euthanasie"-Programms" der Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurde.
Im Sankt Josefshaus in Rheinfelden-Herten verbringt Benno zwei seiner insgesamt vier Lebensjahre (Postkarte aus den 30er Jahren) Quelle: Archiv Sankt Josefshaus Rheinfelden-Herten
Die Ordensschwester Sr. Astrid, die damals in Herten tätig war, lebte bis Februar 2009 im Kloster Hegne, wo sie im Alter von 97 Jahren verstarb. Im Mai 2008 besuchte ich sie, um ihr von der Aktion Stolpersteine zu berichten. Sie konnte sich zwar nicht mehr an Benno erinnern, aber sehr wohl noch an die Ereignisse des Jahres 1940, die sie nie vergessen konnte. Sie sagte: "Man darf nie aufhören, daran zu erinnern oder einen Schlussstrich ziehen, sondern muss mahnen und wachsam bleiben!" |
Von Herten aus gab es in der 2. Jahreshälfte 1940 fünf Transporte in die Tötungsanstalt Grafeneck: 345 Menschen, hauptsächlich Kinder, wurden ermordet. Benno Bosch wurde beim 3. Transport am 20. August 1940 zusammen mit 74 weiteren Behinderten abgeholt und zunächst in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen gebracht. Dies geschah nur, um Angehörige, Heimleitung und Pflegepersonal über den tatsächlichen Zweck der Verlegung zu täuschen.
"Stolperstein zum Hören" des SWR2
Zwei Wochen später, am 6.9.1940, wurden Benno Bosch und die anderen Kinder nach Grafeneck deportiert und am selben Tag vergast und eingeäschert. Bennos Urne, mit gefälschtem Sterbedatum und Sterbeort, stand bis 1983 unbeachtet in einem Nebenraum des Konstanzer Krematoriums. Wie sie dorthin gelangte, ist bis heute ungeklärt. Den Namen Benno Bosch findet man nun auf einem der Gedenksteine des Konstanzer Hauptfriedhofs.
Gedenkstein für Benno BOSCH : Gedenkstätte für "Euthanasie"-Opfer, Hauptfriedhof Konstanz Foto: Maik Schluroff (Zustand Nov. 2019)
Der Stolperstein für Benno BOSCH soll auch an einen weiteren kleinen Jungen aus Konstanz erinnern: Er war katholisch, seine Mutter hiess Pauline, und auch er wurde von Herten nach Grafeneck deportiert. Weitere Daten sind nicht mehr rekonstruierbar. Engelbert starb 9 Tage nach seinem 4. Geburtstag.
Recherche: Roland Didra Patenschaft: Fam. Arnold |
Quellen: Stadtarchiv Konstanz, Einwohnermeldekarten vor 1945 Archiv Sankt Josefshaus Rheinfelden-Herten |