1922: geb. am 2. Oktober 1927: EINWEISUNG 1940: am 10. Oktober "verlegt" nach Grafeneck 1940: am 10. Oktober ermordet
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Hussenstr. 40 heute Foto: W. Mikuteit |
Stolperstein für Kurt Albert STRÖHLE
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Kurt Albert Ströhle wurde am 2.10.1922 in Konstanz geboren. Wie sein Leben zwischen seiner Geburt und seiner Ermordung verlief, lässt sich leider nur anhand einiger Fakten bruchstückhaft erzählen. Er war der Sohn von Luise Ströhle, geb. Weil, und Karl Ströhle und hatte noch eine jüngere Schwester Johanna Maria, die am 8.3.1925 zur Welt kam. Die Mutter arbeitete als Hausmädchen und Fabrikarbeiterin, der Vater war Handelsmann. Der kleine Kurt wurde am 7.10.1927, also 5 Tage nach seinem 5. Geburtstag, im Kinderheim Herten bei Lörrach aufgenommen. Die Gründe dafür, ob Erkrankung, körperliche oder geistige Behinderung, lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Seine Mutter Luise, die Ehe war mittlerweile zerbrochen, verliess in dieser Zeit die Wohnung in der Hussenstr. 40 und zog zunächst in die Gemeinde Nenzingen bei Stockach. Danach wechselte sie sehr oft ihren Wohnort. Der letzte Wohnsitz in Konstanz war die Kreuzlinger Strasse 32. Dort war sie bis zum 19.12.1931 gemeldet und verzog danach nach Kreuzlingen. Ab diesem Zeitpunkt verliert sich ihre Spur, auch über den Verbleib ihrer Tochter und den Vater der beiden Kinder lässt sich nichts mehr in Erfahrung bringen. Kurt lebte knapp über 17 Jahre im St. Josefsheim in Herten. Im dortigen Archiv findet sich lediglich der Eintrag: Am 25.10.1939 ungeheilt entlassen.
Gedenkstätte für "Euthanasie"-Opfer, Hauptfriedhof Konstanz Foto: Maik Schluroff, Nov. 2019) |
Genau zu diesem Zeitpunkt, in den Herbstwochen des Jahres 1939, erreichten die Pflegeanstalten die Meldebögen, in denen die Diagnosen der Patienten an das Reichsinnenministerium in Berlin gemeldet werden mussten. Dies war der Beginn der sog. T-4 Aktion. Ob die Entlassung damit zu tun hatte, ist reine Spekulation. Wer den mittlerweile 17-jährigen jungen Mann abgeholt hat, bei wem er in den folgenden Wochen vielleicht noch gewohnt hat, und wann und warum er in die Heil- und Pflegeanstalt Reichenau eingewiesen wurde, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Tatsache ist, sein Name findet sich auf der 6. Transportliste von der Anstalt Reichenau in die Tötungsanstalt Grafeneck. Dort wurde er am 10.10.1940, also genau 8 Tage nach seinem 18. Geburtstag, vergast und sein Leichnam am selben Tag eingeäschert. 43 Jahre später, im Frühjahr des Jahres 1983, fand man eine Urne mit seinem Namen, zusammen mit anähernd 200 anderen, in einem Kellerraum des Konstanzer Krematoriums. Die Urnen wurden im Juli 1984 an einem Mahnmal für Opfer der sog. T-4 Morde bestattet. Dort findet man auch den Namen Kurt Ströhle und die Jahreszahlen 1922 bis 1940.
Gedenkstein für Kurt STRÖHLE Foto: Maik Schluroff (Zustand Nov. 2019)
Recherche: Roland Didra Patenschaft: Heinz Krahnen |
Quellen: Stadtarchiv Konstanz/Einwohnermeldekarte Archiv St. Josefshaus Herten |