Geb. 1882, Konstanz verschleppt 1940 GURS FLUCHT 1941 PORTUGAL USA
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Bodanstr. 33 Foto: W. Mikutei |
Stolperstein für Rosa SALOMON |
Ehemann: Sally SALOMON
Rosa SALOMON. 1942 Bild: ancestry.com
Rosa Salomon, geb. Schatz, wurde am 30. Dezember 1882 in Konstanz geboren. Am 25. Januar 1904 heiratete Rosa Schatz den Textilkaufmann Sally Salomon, dessen Geschäft, das „Mode- und Sporthaus Union“, in der Bodanstraße 8 lag. Das Ehepaar hatte eine Tochter, Elly, die am 30. Januar 1905 in Konstanz geboren wurde. Elly heiratete 1936 den Weingroßhändler Heinrich Berthold Dukas aus Freiburg. Im Februar 1939 emigrierte das Ehepaar Dukas in die USA (Chicago).
Die Familie Salomon war gut integriert in die Konstanzer Gesellschaft. Rosa Salomons Mann war Mitglied mehrerer bürgerlicher Geselligkeitsvereine. Nach der Machtübernahme der Nazis hatte das Geschäft von Sally Salomon schwere Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Einen Vorgeschmack auf die Verdrängung der Juden aus dem Geschäftsleben war der 1. April 1933, als die SA die Schaufenster jüdischer Geschäfte mit antijüdischen Parolen beschmierte und Bürger am Betreten der Geschäfte hinderte. Am 1. November 1933 musste Sally Salomon sein Geschäft aufgeben und den Unterhalt für seine Familie als Handlungsreisender verdienen.
Erst nach der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 bemühte sich das Ehepaar Salomon um die Ausreise. Im März 1939 stellte Sally Salomon beim Finanzamt Konstanz für sich und seine Frau den Antrag auf Ausreise nach Kuba. Die Bescheinigung des Finanzamtes war notwendig für die Ausstellung eines Reisepasses. In der sicheren Erwartung, dass der Reisepass auch ausgestellt werde, schickte das Ehepaar Salomon seinen Hausrat nach Bremen zur Verschiffung nach Kuba.
Bis Ende 1940 lagerte der Hausrat des Ehepaares Salomon in einem „Lift“ (eine Art Container aus Holz) im Bremer Hafen. Dann begann sich die Gestapo für die in Bremen lagernden Umzugsgüter der jüdischen Auswanderer zu interessieren. 1940/41 folgte die Beschlagnahmung und Öffnung aller Lifts und anschließend die öffentliche Versteigerung des Inhalts im Auftrag der Oberfinanzdirektion Bremen.
Im März 1939 wohnte das Ehepaar Salomon nicht mehr in der Bodanstraße 33, sondern in der Schützenstraße, die damals in Franz-Seldte-Straße umbenannt worden war. Wahrscheinlich konnten die Salomons die teure Miete in der Bodanstraße nicht mehr bezahlen. Wenig später musste das Ehepaar in ein „Judenhaus“ in der Bruderturmgasse 6 umziehen. Judenhäuser waren im Nazi-Behördendeutsch Häuser, die Juden gehörten und in denen nur Juden wohnen durften.
Am 22. Oktober 1940 wurden Rosa Salomon und ihr Mann Sally, zusammen mit 108 anderen jüdischen Konstanzern, nach deportiert. Im Lager litten die Deportierten an Hunger und den unzureichenden sanitären Bedingungen. Sally Salomon erkrankte an Hungertyphus, Rosa an Gelenkrheumatismus.
Während das Ehepaar Salomon in Gurs inhaftiert war, gelang es ihrem Schwiegersohn Heinrich B. Dukas in Chicago, Ehemann ihrer Tochter Elly, für seine Schwiegereltern Einreisepapiere für die USA zu beschaffen. Am 27. März 1941 wurde Rosa Salomon in das Hotel „Terminus les Ports“ in Marseille verlegt, während Sally Salomon in das Lager „Les Milles“ kam. Anfang April 1941 wurde beide freigelassen. Aber erst Ende November 1941 konnten Rosa und Sally Salomon Marseille verlassen und mit der Bahn nach Lissabon fahren.
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Am 24. Januar 1942 verließen Rosa und Sally Salomon mit der „Serpa Pinto“ den Hafen von Lissabon. Diese Schiffspassage wurde vom „Joint Distribution Committee“ (JDC), einer amerikanischen Hilfsorganisation für Juden organisiert. Am 25. Februar 1942 legte das Schiff im Hafen von New York an.
Schiff "Serpa Pinto" , während des 2. Weltkriegs Bild: State Library of Queensland (gemeinfrei)
Von New York fuhr das Ehepaar Salomon mit dem Zug weiter nach Chicago, wo ihr Schwiegersohn Heinrich Dukas mit seiner Frau Elly wohnte.
Rosa SALOMON Bild: ancestry.com
Das Ehepaar Salomon kam mehr oder minder mittellos in Chicago an. Rosa Salomon fand keine Arbeit, weil sie keinen Beruf erlernt hatte; Sally Salomon war mit 66 Jahren zu alt für den Arbeitsmarkt. Seine Erfahrung als gelernter Textilkaufmann war in den USA nicht gefragt; er fand nur schlecht bezahlte Jobs als Packer. Erst 1949, mit 73 Jahren, beantragte Sally Salomon Rente.
1953 stellte das Ehepaar Salomon beim Landesamt für Wiedergutmachung in Freiburg einen Antrag auf Entschädigung für den Verlust ihres Vermögens und die Haft in Gurs. Das Gericht anerkannte allerdings nur die Zeit von der Deportation nach Gurs bis zur Entlassung aus dem Lager Les Milles bzw. aus dem Hotel „Terminus les Ports“, also für 13 Monate. Rosa und Sally Salomon erhielten eine kleine Rente zugesprochen. Für den von den Nazis beschlagnahmten Hausrat wurden sie nicht entschädigt.
Grab von Rosa SALOMON Bild: ancestry.com
Rosa Salomon starb am 19. September 1962 in Chicago.
Recherche: Uwe Brügmann Patenschaft: Ulrike Schatz |
Quellen: Staatsarchiv Freiburg F 196/1, Nr. 3111, 3112; F 166/3, Nr. 6466 Stadtarchiv Konstanz Archives départementales des Bouches du Rhône Archives départementales des Pyrénées-Atlantiques, Pau, Frankreich |