1916: geb. in Konstanz 1937: Flucht Schweiz England USA |
Marktstätte 19 |
Stolperstein für Hedwig LEIB |
Vater: Ivan LEIB; Mutter: Hedwig LEIB : Geschwister: Otto S. LEIB, Ida LEIB
Hanna LEIB, 1938
Hanna Leib wurde am 8. November 1916 in Konstanz geboren. Ihr Vater war Ivan Leib, der an der Marktstätte 19 in der Konstanzer Innenstadt ein Geschäft für Herrenmode, speziell für maßgeschneiderte Herrenhemden, besaß. Ihre Mutter war Hedwig, eine geborene Bloch, und stammte aus Zürich. Hanna hatte zwei Geschwister: Otto Siegfried, geb. am 5.8.1909, und Ida, geb. am 14.2.1912.
Hanna Leib machte in Konstanz eine Ausbildung zur Säuglingskrankenschwester. Nach der Machtübernahme der Nazis verlor sie ihre Stelle. Sie wohnte in der Zeit bei ihren Eltern. Im August 1937 emigrierte Hanna Leib in die Schweiz und von dort Mitte November 1937 nach London.
Am 30. Mai 1940 wurde sie als „feindliche Ausländerin“ („enemy alien“) im Rushen Camp auf der Kanalinsel Isle of Man interniert. „Enemy Aliens“ waren alle Ausländer, die die Nationalität der kriegführenden Staaten gegen Großbritannien besaßen. Unter ihnen waren viele politische und jüdische Emigrierte, aber auch deutsche und italienische Faschisten, die vor dem Krieg in Großbritannien lebten. |
Im Rushen Camp, am Südende der Insel, in den beiden kleinen Ortschaften Port Erin und Port St. Mary, waren während des Krieges etwa 3500 Frauen interniert. Die Frauen waren privat in den Häusern von Einheimischen untergebracht. Die Hausbesitzer erhielten dafür vom englischen Staat eine Entschädigung. Die beiden Orte, mit Zugang zum Meer, waren zur Gänze von Stacheldraht umgeben. Im März 1941 durfte Hanna Leib das Lager verlassen und nach London zurückkehren. Mit Hilfe einer Bürgschaftserklärung (Affidavit) ihres Vaters, der schon 1939 in die USA emigriert war, konnte sie nach dem Krieg in die USA auswandern. Am 14. März 1949 erhielt Hanna Leib in New York die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Am 1. Dezember 1950 heiratete Hanna Leib in New York Henry Dreifuss.
Er wurde am 31. Juli 1913 in Hochheim am Main geboren. Nach dem Boykott jüdischer Geschäfte musste er sein Textilgeschäft verkaufen und arbeitete für kurze Zeit als Hausierer für Textilwaren. Im Oktober 1936 emigrierte er in die USA. In Chicago fand er eine Stelle als kaufmännischer Angestellter bei der „Apex Smelting Company“, einem metallurgischen Unternehmen. 1937 wurde er amerikanischer Staatsbürger. 1939 wurde er für die amerikanische Armee gemustert. Während des Zweiten Weltkrieges war Henry Dreifuss als Bibliothekar für die Armee tätig.
Das Ehepaar Dreifuss hatte eine Tochter, Sophie, geb. 1952. Hanna Dreifuss war wie ihre Mutter und ihr Onkel Friedrich Leib, der von den Nazis 1940 im Rahmen der T4-Aktion ermordet wurde, der Anthroposophie zugewandt. Als Henry Dreifuss in den Ruhestand ging, zog das Paar nach Spring Valley (Kalifornien), um in der anthroposophischen Seniorengemeinschaft zu leben. In der anthroposophischen Bewegung der USA scheint Hanna Dreifuss eine gewisse Rolle gespielt zu haben, da die Amerikanische Anthroposophische Gesellschaft über ihren Tod in einer Publikation vom Juli 2011 berichtete. Henry Dreifuss starb am 26. Januar 1992 in Spring Valley.
Hanna Dreifuss starb am 24. Juli 2010 in Torrance, Los Angeles, Kalifornien.
Recherche: Uwe Brügmann Patenschaft: Roman Kimmig |
Quellen: ancestry.com Stadtarchiv Konstanz Isle of Man, Manx National Heritage
Literatur: Luschberger, Franz: Juden in Hochheim. Eine heimatgesch. Exkursion. Hochheim am Main, 1988 Friend or Foe? The fascinating story of women’s Internment during WWII in Port Erin & Port St. Mary, Isle of Man. Rushen heritage 2018 |