geb. 10.10.1894, Gailingen FLUCHT 1938 USA ÜBERLEBT |
|
Stolperstein für Dr. Richard GUGGENHEIM
|
verheiratet mit Lene GUGGENHEIM, Kinder: Peter GUGGENHEIM, Rainer GUGGENHEIM
Dr. Richard GUGGENHEIM
Richard GUGGENHEIM wurde am 10.10.1894 als Sohn des Arztes Dr. Daniel Guggenheim (*1861 in Gailingen, gest. 31.01.1915 in Konstanz) und Recha Guggenheim, geb. Reiss (*19.07.1865 in Mannheim und gest. am 11.07.1938 in Konstanz) in Konstanz geboren, er hatte eine Schwester Hedwig, die 1896 in Konstanz geboren wurde (und mit dem Architekten Josef Picard verheiratet war). Sein Vater, der am Konstanzer Gymnasium Abitur gemacht hatte, ließ sich 1888 als praktischer Arzt in der Sigismundstraße 16 nieder. Richard Guggenheim war Schüler des Konstanzer Gymnasiums, an dem er 1912 die Reifeprüfung ablegte. Als sein Vater 1915 starb, studierte er bereits Medizin in Freiburg, diente jedoch auch im ersten Weltkrieg. Dr. Richard GUGGENHEIM
Ab 1924 war er in der Sigismundstraße 16 als Kinderarzt (Facharzt für Säuglings- und Kinderkrankheiten) tätig. Am 02.08.1926 heiratete er in Konstanz Lene Guggenheim, die beiden Söhne Peter und Rainer wurden 1927 und 1931 in Konstanz geboren.
Hörrohr des beliebten Kinderarztes Dr. Richard GUGGENHEIM. Die kleine Holzfigur zeigt den Kinderarzt bei der Arbeit Foto: Rosgartenmuseum Konstanz.
|
Dr. Richard GUGGENHEIM mit Ehefrau Lene
Die Familie war in Konstanz sehr angesehen. In der Freizeit war die Familie häufig mit dem Segelboot auf dem See unterwegs. Wie andere Konstanzer Juden - zum Beispiel Josef Picard - war auch Richard Guggenheim Mitglied der Konstanzer Freimaurerloge „Constantia zur Zuversicht“.
Nach der Machtübernahme durch die Nazis kam es bereits im Frühjahr 1933 zu ersten Boykotten, Nazis hinderten Patienten am Besuch der Praxis, auch wurde ihm mit einem Schreiben vom Ärzteverband der Ausschluss aus Krankenkassen- und Fürsorgeverbänden angedroht. Da er im 1. Weltkrieg gedient hatte, konnte er die Kassenzulassung doch vorübergehend behalten.
Mitte der 30er Jahre beantragte er Visa für die Vereinigten Staaten von Amerika und erhielt sie im Frühjahr 1937. Die Ausreise gestaltete sich jedoch schwierig, da das Konstanzer Finanzamt der Familie eine sehr hohe "" auferlegte, die zu zahlen die Familie nicht in der Lage war. Nach vielem und langem Schriftwechsel kam es schließlich zu einer Verhandlung, als Ergebnis musste das Finanzamt die Reichsfluchtsteuer neu berechnen. Da zwischenzeitlich die Visa jedoch zu verfallen drohten, beschloss Richard Guggenheim mit seiner Familie für kurze Zeit in die USA zu reisen, um dort das Visum zu verlängern und die Möglichkeiten einer neuen Existenzgründung zu prüfen. Am 16.06.1937 verließ die vierköpfige Familie Konstanz und reiste mit der Holland-Amerika-Linie auf dem Schiff „Statendam" in die USA. In dieser Zeit ließ sich Dr. Guggenheim in seiner Praxis durch den Arzt Dr. Levin aus Gaienhofen vertreten. Nur 14 Tage währte der Aufenthalt dort, mit der „Veendam" kehrte die Familie noch einmal nach Deutschland zurück. Ende Juli ist die Familie bereits wieder in Konstanz. Zum 01.10.1937 verlor Richard Guggenheim die Kassenzulassung, eine neue, erhöhte Reichsfluchtsteuer wurde festgesetzt. Im Januar 1938 entschloss er sich zunächst alleine zur Flucht aus Deutschland und erreichte mit der Cunard Line („Berengaria & Georgie") am 02.02.1938 New York. Richard Guggenheim bemühte sich in den USA zu studieren, um dort eine Anerkennung seines Arztexamens zu erlangen, in den Jahren 1940 – 1942 konnte er sich langsam eine neue Existenz aufbauen, bis es ihm 1942 gelang in Islip/Long Island selber eine Praxis zu eröffnen. Richard Guggenheim starb am 10.04.1976 in den USA.
Recherche:
Patenschaft: Maik Schluroff |
Quellen: Stadtarchiv Konstanz: Ordner Konstanzer Persönlichkeiten Stadtarchiv Konstanz: Adressbücher der Stadt Konstanz Staatsarchiv Freiburg, StAF F196/1 Nr. 4657/1 Staatsarchiv Freiburg, StAF F196/1 Nr. 4657/2 Staatsarchiv Freiburg, StAF F196/1 Nr. 4657/3 Staatsarchiv Freiburg, P 303/4 Nr.1998 Staatsarchiv Freiburg, P 303/4 Nr.1270 Schularchiv Heinrich-Suso-Gymnasium Klassenliste 1911/1912 Bildmaterial: Privatarchiv Janet Guggenheim Stadtarchiv Konstanz: Nachlass Blankenhagen Tobias Engelsing, "Das jüdische Konstanz Blütezeit und Vernichtung". Südverlag: Konstanz 2015, S. 63 |