POST-SCRIPT 2008 |
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A German volunteer organization, Initiative Stolpersteine, has commissioned an artist, Gunter Demnig, to make brass plaques in honor of individual persons who were persecuted or murdered by the Nazis – and to embed each plaque in the sidewalk in front of the person’s last German residence. Chapters of this organization have sprung up spontaneously all over Germany, including Constance. Wolfgang and Renate Hartung-Gorre, who had published the German edition of my book in 1996, decided to sponsor the Ottenheimer Family for this honor. I was invited to attend the installation ceremony in Constance on March 17, 2008, all expenses paid. I accepted, and seven younger members of my family decided to accompany me at their own expense.
I find it hard to describe the exuberance, the warmth, the compassion with which we were welcomed and hosted by so many people – most of whom had never met us, most of whom were born after the end of World War II. They took us on tours and excursions, treated us to sumptuous meals, and celebrated my 83rd birthday with us atop the Swiss Alps. On March 17, Mr. Demnig installed four plaques in front of Blarerstr. 32 for my parents, my sister and me. The ceremony was brief but very moving.
On that same evening and on the following evening, I gave talks (in German) at public meetings convened in our honor and was rewarded with prolonged applause by both audiences. Although my two talks differed in contents, both concluded with a quotation by Martin Luther King, Jr. "In the end, we will remember not the words of our enemies, but the silence of our friends.” I added my own admonition, never again to be silent in the face of injustice.
We were deeply impressed by the spirit of these young Germans. They were raised by parents and grandparents who had been saturated with Nazi propaganda, who may have been active party members. But what a difference the passage of time can make – when combined with post-war revelations and regrets. There is a new generation in Germany today – and a new spirit. Fritz Ottenheimer |
Eine deutsche Freiwilligenorganisation, die Initiative Stolpersteine, hat den Künstler Gunter Demnig beauftragt, zu Ehren von Personen, die von den Nazis verfolgt oder ermordet wurden Messingplaketten zu erstellen und diese im Bürgersteig vor dem letzten [freiwillig gewählten] deutschen Wohnsitz dieser Personen einzulassen. Ableger dieser Organisation sind spontan überall in Deutschland entstanden, auch in Konstanz. Wolfgang und Renate Hartung-Gorre, die 1996 die deutsche Ausgabe meines Buches verlegt haben, entschlossen sich, für die Verlegungsfeier für die Familie Ottenheimer als Paten zu fungieren.Ich wurde zu der Verlegung am 17. März 2008 nach Konstanz eingeladen (wofür sämtliche Kosten übernommen wurden). Ich nahm die Einladung an, und sieben jüngere Familienmitglieder entschlossen sich, mich auf eigene Kosten zu begleiten. Es fällt mir schwer, den Überschwang, die Warmherzigkeit und die Einfühlsamkeit zu beschreiben, mit der wir von so vielen Menschen willkommen geheissen und aufgenommen wurden - von denen die meisten uns noch nie begegnet waren, von denen die meisten nach dem Ende des 2. Weltkriegs geboren waren. Sie luden uns zu Führungen und Ausflügen ein, verwöhnten uns mit opulenten Essen, und feierten meinen 83. Geburtstag mit mir auf dem Dach der Alpen. Am 17. März installierte Gunter Demnig vier Plaketten vor dem Haus Blarerstr. 32 für meine Eltern, meine Schwester und mich. Die Zeremonie war kurz, aber sehr bewegend.
Am Abend dieses und des folgenden Tages sprach ich (auf Deutsch) bei öffentlichen Veranstaltungen, die mir zu Ehren stattfanden, und ich wurde mit anhaltendem Beifall belohnt. Obwohl beide Ansprachen sich thematisch unterschieden, schlossen beide mit einem Zitat von Martin Luther King: "Im Gedächtnis bleiben werden uns weniger die Worte unserer Feinde als das Schweigen unserer Freunde." Und ich fügte als eigene Mahnung hinzu: im Angesicht des Unrechts nie wieder zu schweigen. Wir waren tief beeindruckt vom Geist dieser jungen Deutschen. Sie wurden erzogen von Eltern und Grosseltern, die von Nazi-Propaganda durchtränkt, vielleicht gar aktive Parteimitglieder waren. Aber welchen Unterschied die Zeit hervorbringen kann - wenn sie denn mit Nachkriegs-aufklärung und Bedauern verbunden wird. Im Deutschland der Gegenwart gibt es eine neue Generation - und einen neuen Geist.
(deutsch von Maik Schluroff) Anmerkungen des Übersetzers: •Das Schreiben ist an ein amerikanisches Publikum gerichtet •Die "Stolpersteine" sind eine Aktion des Künstlers Gunter Demnig, der bis heute (Stand April 2019) überwiegend eigenhändig über70.000 "Stolpersteine" verlegt hat. Siehe dazu hier |