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Stolpersteine Konstanz

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Max MANN,  1866 - 1950

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1866: geb. 17. Juni, Hürben bei Krumbach

1940 Deportation nach GURS

 

 

überlebt

haus_bahnhofstr_5

Bahnhofstr. 5 heute
(2012)

 

stein_mann_maxStolperstein für  Max MANN
verlegt am 18.05.2012

verheiratet mit Julie Mann

Max Mann wurde in Hürben bei Krumbach in Schwaben geboren. Hürben hatte 1871 einen jüdischen Bevölkerungsanteil von 27%; die jüdische Gemeinde hatte eine Synagoge, eine Religionsschule, ein Ritualbad (Mikwe) und einen jüdischen Friedhof. Seine Frau Julie, geb. Frank, stammte aus Konstanz.

Max Mann war Inhaber einer kleinen Privatbank (gegründet 1892) in Konstanz, die sich in der Bahnhofstraße 5 befand. Während des Ersten Welt­krieges machte sein Bankhaus Werbung für die Kriegsanleihen des kaiserlichen Deutschlands; der Rückschluss ist erlaubt, dass auch Max Mann von der allgemeinen Kriegseuphorie in Deutschland erfasst war. Im April 1919 zog sich Max Mann aus den Bankgeschäften zurück und übergab seine Bank an seinen bisherigen Handlungsbevollmächtigten Hugo Weber; 1926 ging die Bank bankrott.

In der jüdischen Gemeinde war Max Mann aber weiterhin aktiv: Von 1924-1932 leitete er die Israelitische Armenkasse mit 194 Mitgliedern; viele Jahre war er auch Synagogenbeirat in Konstanz.

Wie viele Konstanzer Juden verkaufte das Ehepaar Mann 1939 angesichts der judenfeindlichen Politik der NS-Machthaber ihr Haus in der Bahnhofstraße. Käuferin war eine Frau Maria Kuhn aus Spaltenstein bei Friedrichshafen, die dem Ehepaar Mann ein Wohnrecht einräumte, das es bis zu seiner Deportation nach Gurs wahrnahm.

 

Bild grösser: anklicken

Max MANN, Karteikarte im Lager Gurs
(Quelle: Archives départementales des
Pyrénées-Atlantiques, Pau)

 

Das Ehepaar Mann gehörte zu den 108 Konstanzer Juden, die am Morgen des 22. Oktober 1940 verhaftet und von SS-Männern in den frühen Morgenstunden zum Bahnhof Petershausen gebracht wurden. Max Mann war zu diesem Zeitpunkt 74, seine Frau Julie 70 Jahre alt. Dort wartete ein Personenzug, der sie nach Gurs in Südfrankreich brachte. Außer einem Handkoffer und 100 RM durfte das Ehepaar nichts mitnehmen. Sie hatten etwas Nahrung bei sich, aber nichts zu trinken. Der Zug war bis zur französischen Grenze plombiert. Die Zustände im Lager waren grauenvoll: die Baracken primitiv, ohne Heizung und überbelegt, Strohsäcke zum Schlafen auf dem Boden, die Wege verschlammt, die Latrinen unbeschreiblich verdreckt, die medizinische Versorgung katastrophal und die Lebensmittel­versorgung völlig unzureichend. 800 Menschen sind allein im Winter 1940/41 im Lager gestorben. Julie Mann erkrankte an Ruhr und war bis auf die Knochen abgemagert. Das Ehepaar Mann wäre verhungert, wenn es nicht von der Familie Spiegel aus Kreuzlingen mit Lebensmittelpaketen versorgt worden wäre.

 

Die Aufenthaltsstationen des Ehepaares Mann lassen sich wie folgt rekonstruieren:
Vom 22. Oktober 1940 bis zum 26. Januar 1942 im Lager Gurs, vom 27. Januar 1942 bis zum 5. August 1942 in Récébédou, vom 6. bis 17. August 1942 in Noé.

Als die Vichy-Regierung ab August 1942 jüdische Häftlinge in mehreren Transporten nach Auschwitz deportieren ließ, wurden auf Betreiben des Erzbischofs von Lyon ältere jüdische Häftlinge in privaten Heimen untergebracht. Vom 18. August 1943 bis zum 4. Oktober  lebten die Manns in einem Armenhaus in  Dié, und vom 1. Oktober 1943 bis zum 29. Juli 1946 in einem Armenhaus in Romans-sur-Isère, beide im Depar­tement Drôme gelegen.

Vom 29. Juli 1946 bis zum 1. Februar 1951 schließlich lebte das Ehepaar Mann im Altenheim „Maison St. Jacques“ in Aix les Bains (Departement Savoyen), wo Max Mann am 12.4.1950 verstarb.

 

 

 

 

 

 

Recherche: Uwe Brügmann

Patenschaft: Hans Seiffert

Quellen:

Staatsarchiv Freiburg, Entschädigungsakte Julie Mann, F 196/1, 2367

Bloch, Erich: Geschichte der Juden von Konstanz im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Dokumentation. Konstanz: Rosgarten Verl., 1971, S. 169

Archives départementales des Pyrénées-Atlantiques, Pau