Geb. 28.8.1892, Hochdorf
Eingewiesen 1933 Heilanstalt Reichenau „Verlegt“ 24.7.1940 Grafeneck Ermordet 24.7.1940 „Aktion T4“ |
Katzgasse 5 Foto: Maik Schluroff |
Stolperstein für Karl KATZ |
Karl Katz wurde am 28.8.1892 in Hochdorf, einem Ortsteil von Horb am Neckar, geboren und evangelisch getauft. Er erlernte den Beruf des Bäckers und war Soldat im 1. Weltkrieg. Mit 23 Jahren heiratete er während des Krieges, kurz vor Weihnachten am 17.12.1915, in Bingen am Rhein die zwei Jahre jüngere Anna, geb. Fuhrmann.
1916 zog das Paar nach Konstanz an den Obermarkt 6. Ende des Jahres kam die Tochter Hilda am 9.11. zur Welt, ein Jahr später, am 3.12.1917, der Sohn, der den Vornamen seines Vaters erhielt. Die Familie Katz wechselte in den folgenden Jahren öfters den Wohnsitz in Konstanz, wohnte lange Jahre in der Hussenstr. 60 und ab dem 19.4.1933 in der Katzgasse 5.
Das sind die wenigen biografischen Fakten. Der noch erhaltenen, lediglich fünf Seiten umfassenden Patientenakte kann man entnehmen, dass er ab dem 4. November 1933 dauerhaft in der Heil- und Pflegeanstalt Reichenau aufgenommen wurde. Warum das geschah und welche Erkrankung er hatte, lässt sich wahrscheinlich nie mehr klären, da es keine Angehörigen, keine Krankenakte oder sonstige Dokumente mehr gibt. Seine Kinder haben Konstanz verlassen, seine Frau ist bereits 1932 nach Zürich gezogen. Sie hat aber am 16.12.1942 in Konstanz erneut geheiratet und ist 1950 hier verstorben.
Erhalten geblieben ist nur ein Schriftstück vom 10.10.1940, zehn Wochen nach der Ermordung von Karl Katz. Darin ging es um die bevorstehende Hochzeit seines Sohnes Karl. Im Betreff steht: „Eheaufgebot Katz, Karl geb. 3.12.1917“. Das Gesundheitsamt Konstanz erkundigt sich darin bei der Anstalt Reichenau nach der Diagnose des Vaters, da eine Krankengeschichte nicht vorläge. Leider fehlt das Antwortschreiben, das die Frage nach der Erkrankung hätte beantworten können.
Karl Katz war 6 Jahre Patient der Reichenau, als dort Ende 1939 die Meldebögen eintrafen, in denen die Anstalten Angaben zu ihren Patienten machen mussten. So kam auch Karl Katz in das Mordprogramm der 1940 beginnenden . Sein Name steht unter der laufenden Nummer 39 auf der Transportliste vom 24.7.1940., dem 4. Transport von Patienten der Reichenau in die Tötungsanstalt . Auf dem Verlegungsformular findet sich der Eintrag: „Verlegung in eine andere Anstalt / vormittags 10 Uhr“.
Zusammen mit weiteren 74 männlichen Patienten wurde er in einem Konvoi von drei „Grauen Bussen“ in das ca. 150 km entfernte Grafeneck auf der Schwäbischen Alb gebracht.
Zwei der berüchtigten "Grauen Busse", in denen Patienten von psychiatrischen Kliniken abgeholt und in Tötungsanstalten transportiert wurden. © Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (Abt. 3008/1, Nr. 1014) |
Die Busse erreichten ihr Ziel am frühen Nachmittag. Es folgte noch eine kurze sogenannte Untersuchung. Danach wurden Karl Katz und seine Mitpatienten in den als Duschraum getarnten Tötungsraum gebracht, vergast und die Leichname sofort danach verbrannt.
In diesem Schuppen wurden in Grafeneck die Opfer vergast. © Archiv Gedenkstätte Grafeneck
43 Jahre später entdeckte man seine Urne mit annähernd 200 weiteren Urnen im Keller des Krematoriums auf dem Hauptfriedhof in Konstanz. Ein Jahr später, im Jahr 1983, wurden die Urnen an einem Mahnmal für die Opfer der "Euthanasie" würdig bestattet.
Gedenkstätte für 182 "Euthanasie"-Opfer Foto: Maik Schluroff
Dort steht auf einem Stein der Name Katz Karl, das Geburtsjahr 1892 und das Todesjahr 1940.
Gedenkstein für Karl KATZ : Gedenkstätte für "Euthanasie"-Opfer, Hauptfriedhof Konstanz Foto: Maik Schluroff (Zustand Nov. 2019)
Recherche: Roland DIDRA Patenschaft: Ulrike Schatz |
Quellen: Transportliste Reichenau-Grafeneck/ Archiv Faulstich Patientenakte Staatsarchiv Freiburg B822/3 Nr.27 Einwohnermeldekarte Stadtarchiv Konstanz Privatarchiv Didra |