geb. 23.08.1895, Hechingen / Hohenzollern DENUNZIERT MEHRMALS VERHAFTET zuletzt 1938 „Vorbereitung zum Hochverrat" Dachau / Mauthausen BEFREIT / Überlebt |
Blarerstr. 26 |
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Heinrich Haug wurde am 23.08.1895 in Hechingen/Hohenzollern geboren. Im Ersten Weltkrieg war er drei Jahre Soldat. Wegen einer Kriegsverletzung an der Hand konnte er keinen Beruf erlernen und verdiente seinen Lebensunterhalt als Hilfsarbeiter. 1918 kam Heinrich Haug nach Konstanz. Hier trat er der KPD bei. Er arbeitete bei der Oberpostdirektion und später in einer Sportartikelfabrik. Bis 1933 war er Leiter der „Antifaschistischen Aktion“ (Antifa) in Konstanz und unterhielt Verbindungen zu dem von der Gestapo gesuchten Karl König in Kreuzlingen. König selbst war bis zu seiner Ausweisung 1933 aus Konstanz - er war Schweizer Staatsbürger - Leiter der Ortsgruppe Konstanz des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD). Nach der Machtübernahme der Nazis engagierte sich Haug jedoch weiterhin für die jetzt illegale KPD. Anfang März 1933 wurde Haug von einem Nachbarn bei der Gestapo denunziert und verhaftet. „Haug ist der Matador der illegalen Bewegung in Konstanz“. Haug war vom 10. März bis zum 15. September 1933 in , und danach bis 20. Mai 1935 unter Polizeiaufsicht gestellt. Seine weiteren Haftstationen waren vom 20. Mai 1935 bis zum 26. März 1936 das Gefängnis Konstanz und das KZ Kislau bei Mingolsheim in Baden. Knapp zwei Jahre war Heinrich Haug dann ein freier Mann.
Heinrich HAUG
Am 28. Juni 1938 wurde er erneut verhaftet und ohne Gerichtsverfahren in das eingeliefert, seine Häftlingsnummer war 14334. Am 28.9.1939 wurde er nach Augsburg verlegt.
Von dort wurde er am 18. April 1940 nach Mauthausen in das bei Linz/Österreich überstellt. Seine Häftlingsnummer im KZ Mauthausen war 2131/43270. Die Haftbedingungen im KZ waren besonders grausam: Von ca. 200.000 Häftlingen kamen etwa die Hälfte infolge Hunger, Folter und Erschöpfung ums Leben. Besonders die sogenannte Todesstiege zum Steinbruch hinunter kostete Tausende von Häftlingen das Leben. |
Am 5. Mai 1945 wurde das Lager von den Amerikanern befreit. Wie viele andere politisch Verfolgte, besonders wenn es Kommunisten waren, hatte auch Haug Ärger mit den Behörden, besonders was die Haftentschädigung und die Anerkennung der Haftzeiten betraf. Am 13. Januar 1951 beschwerte sich Haug in einem Schreiben an das Badische Ministerium für Finanzen: „Ich selbst war wohl einer der fanatischsten Nazi-Gegner hier in Konstanz und mache mir oft Gedanken darüber, ob ich wohl deswegen unter die so genannte Verschleppungstaktik falle.“ In einem weiteren Schreiben vom 12. Januar 1952 an das Badische Finanzministerium, in dem es um seinen Antrag auf Bewilligung einer Geschädigtenrente ging, schrieb Haug: „Bei dem im Ablehnungsbescheid erwähnten „strichförmigen Narben“ beiderseits am linken Daumen handelt es sich in Wirklichkeit um eine weitgehende Verkrüppelung beider Hände. Es berührt mich eigenartig, wenn man die Folgen derartiger unmenschlicher Behandlung als geringfügig abtun will. Die Verkrüppelung meiner Hände ist die Folge der Anwendung der Daumenschraube beim Verhör…“. An anderer Stelle erwähnt Haug, dass ihm im KZ Zähne auch ausgeschlagen worden seien. Mit Hilfe des Konstanzer Rechtsanwalts Dr. Hans Venedey, der nach dem Krieg kurze Zeit hessischer Innenminister war, erzielte Haug vor Gericht einen für ihn günstigen Vergleich. Wegen seiner untadeligen Haltung wurde Heinrich Haug bei der Gründung des „Vereins für Opfer des Nationalsozialismus“ am 16. März 1947 als Vertrauensmann der Stadt Konstanz benannt. Nach dem Krieg fand er eine Anstellung beim städtischen Gaswerk.
Bei der Wahl zum Konstanzer Gemeinderat am 15. September 1946 kandidierte H. Haug auf der Liste „Vereinigung unabhängiger Sozialisten zur demokratischen Erneuerung“, die von Vinzenz Kerle, dem ersten von den Franzosen eingesetzten Bürgermeister angeführt wurde, auf Platz zwei. Weder Kerle noch Haug wurden in den Gemeinderat gewählt. Heinrich Haug war wegen seiner politischen Gesinnung 8 Jahre und 11 Monate in Haft. Nach dem Krieg war Heinrich Haug wesentlich an der Gründung des „Vereins für Opfer des Nationalsozialismus" in Konstanz beteiligt. Heinrich Haug starb am 17.06.1953 in Konstanz.
Recherche: Uwe Brügmann Patenschaft: Dr. Silvia Mergenthal und Ulrich von Varnbühler |
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Quellen: Staatsarchiv Freiburg. Spruchkammerakte: D 180/2, 84568 Entschädigungsakte: F 196/1, 704 Auskunft des ITS-Arolsen Archiv KZ Dachau Archiv KZ Gedenkstätte Mauthausen Generallandesarchiv Karlsruhe
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