Sonntag 16. Nov. 1941
Sehr Geehrte Frau Veit!
 Ich schätze (?) Sie mit Ihrer lb. Familie bei bestem Wohlsein., 
besonders Frau Bertha Veit die ich zwar nie das Vergnügen hatte 
kennen zu lernen, doch durch Frau Mann (?) öfters von Ihnen höre.
Mein lb. Mann u. ich sind G.s.D. z.Zt. gesundheitlich soweit zufrieden 
u. hoffen mit Gottes Hilfe den kommenden Winter gut zu überstehen.
Dazu gehört natürlich sehr viel u. ganz besonders, dass unsere noch 
vorhandenen Kräfte ausreichen. Deshalb lb. Frau Veit wende ich mich
heute vertrauensvoll an Sie, nachdem Sie die Betreuung der Konstanzer 
bearbeiten. Es berührt uns, meinen Mann u. mich sehr schmerzlich, 
dass wir seit Wochen u. Monaten, mit Ausnahme eines Collie Suisse‚ 
das ich vor einigen Wochen von der Gemeinde Kreuzlingen erhielt 
nichts mehr bekommen. Mein lb. Mann wird überhaupt vollständig 
mit Geld und Paketsendungen umgangen, u. er sieht dass andere
Konst. Herrn die bei ihm liegen (?) ab u. zu solche Sendungen erhalten 
Ein Xxxx Vxxx Paket (??) die besonders schön sein sollen xxxxx mein ...
xxx xxx. Xx ich bekam kein einziges u. dies war zu Pessah.
Es soll absolut kein Vorwurf sein u. ich hoffe auch dass Sie dies 
Schreiben richtig verstehen, es liegt doch im Interesse eines jeden 
Einzelnen, dass die Betreuung eine gleichmässige ist. Wir sind ja 
leider nur 2 Jahre in der Gemeinde K. tätig gewesen, es waren, dies 
darf ich ruhig sagen, die schwersten unserer Tätigkeit. Wir haben nur einige 
von den lb. Kreuzlinger Familien noch kennen (?) gelernt, dadurch werden 
wir im Gegenteil (?) von den übrigen Konst. von privater Seite nur wenig 
bedacht u. sind umso mehr auf die Fürsorge der Gemeinde angewiesen. 
Wir sind 12 (?) Monate hier, meine Körperkräfte sind bald aufgebraucht.
Sie dürfen mir glauben es fällt mir schwer diesen Brief an Sie
zu schreiben. Es ist furchtbar traurig um Almosen zu bitten, es 
ist ja nicht unser Verschulden u. wenn man wie ich selbst die 
Betreuung unter sich hatte, so überfallen einen die Gefühle be- 
sonders schmerzlich. Vielleicht haben Sie gelegentlich der verschiedenen 
Vorkommnisse betreff Wohnungsangelegenheiten etc. (?) durch Ihre lb. Angehörigen 
erfahren wie ich für jedes Einzelne oftmals die schwersten Fälle 
zur Zufriedenheit der Betreffenden erledigt habe. Ich möche Ihnen nur 
damit sagen, wenn auch unsere Tätigkeit in der Gemeinde keine von 
langer Dauer war, um so umfangreicher u. schwerer war sie. 
Auch hier amtet (?) mein lb.Mann, indem er bei uns Frauen allwöch-
entlich den Sabbathgottesdienst abhält, dies ist für viele ein Trost u. 
Erholung. Möge nur dieser unglückselige Krieg bald ein Ende 
nehmen, damit wir wieder mit unseren lb. Angehörigen 
vereint sein können. Ihre lb.Mutter u. Schwester habe es G.s.d. 
besser, hoffentlich bekommen Sie gute Berichte, wenn Sie schreiben dann 
grüssen Sie bitte herzlich von uns ebenso bitte ich Sie Ihre Schwieger-
mutter herzlich zu grüssen. Wir haben an Frau Simon Dreifuss, sowie 
an Familie Marx (??) auch schon geschrieben, vielleicht besprechen 
Sie die Angelegenheit mit Ihnen (??) Frau Mann (??) erhielt dieser Tage wieder 
ein Paket xxxx xxx xxxx wo ich zufällig dabei war, sie war sehr erstaunt 
dass ich keines bekam, aber das war schon öfters der Fall. 
 Ich nehme an es ist auch im Sinne des Herrn Schwab u. Haberer 
dass wir gleichmässig wie die anderen Konst. betreut werden. 
Dass die Mittel immer weniger werden ist mir leicht verständlich, 
doch wir zwei Personen dürften die Kasse nicht zu sehr schwächen.
Übrigens wollte ich Ihnen noch schreiben, dass die Betreuung des 
Max Hoch (??) nicht mehr nötig ist, da er in der Küche arbeitet u. 
einer der Bestgestellten ist. 
    Sie noch recht freundlich begrüssend bin ich Ihre
          dankbare Else Godl.
Quelle: Archiv E.R. Wiehn